Wien - Geheimbünde sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren: Erst vor Kurzem gab der Großmeister der österreichischen Freimaurer-Großloge, Michael Kraus, eine Pressekonferenz über die Tätigkeit seiner Institution. Am Montag trat der Österreich-Chef von Opus Dei, Martin Schlag, vor die Presse, um 50 Jahre Opus Dei in Österreich zu feiern.

Und alles, was er sich dabei wünschte, war "Fairness". Denn die Tätigkeit des "Werk Gottes" sei keinesfalls so geheimniskrämerisch, wie dies stets dargestellt werde. Die Bezeichnung "konservativ" lehnt der Regionalvikar in Zusammenhang mit dem Opus Dei überhaupt ab.

Selbstgeißelung

Wie erklärt sich Schlag dann den umstrittenen Ruf seiner Organisation? Kritiker betonen etwa die Sektenartigkeit der Gruppierung und deren Streben nach politischer und ökonomischer Macht. Umstritten sind auch Praktiken wie das Tragen eines Bußgürtels (ein Metallband mit nach innen gerichteten Dornen am Oberschenkel) oder die Selbstgeißelung mit einer fünf-schwänzigen Peitsche.

Schlag: "Es wird darüber geredet, ohne genau zu wissen, was gemeint ist." Der Generalvikar führt das auf folgende Ursache zurück: "Es wird ein Medienbild weitergereicht, das sich dadurch verstärkt."

Nicht zuletzt Dan Browns Kirchen-Krimi "The Da Vinci Code" hatte die direkt dem Papst unterstellte Personalprälatur unter Rechtfertigungsdruck gebracht. Dabei ist man laut Selbstverständnis doch nur "ein Instrument im Orchester der Kirche, das die christliche Berufung im Alltag verbreiten will".

In Österreich hat die Organisation nach eigenen Angaben derzeit rund 350 Mitglieder plus "1600 Mitarbeiter und Freunde" - und, ebenfalls eigenen Angaben zufolge, quer durch alle Bevölkerungsschichten. Rund 20 Prozent der Mitglieder sind ehelos. Laut Schlag rekrutiere man vor allem solche Leute, "die kirchlich nicht aktiv sind". Prominentestes Mitglied in Österreich ist allerdings der St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng. (APA, kmo/DER STANDARD, Printausgabe, 22.5.2007)