In einem Kellerverlies unter der Toilette eines mutmaßlichen Zuhältertreffpunktes fand die Wiener Polizei diese schaurige Inszenierung. Das Bild wurde mit dem Ersuchen um Hinweise veröffentlicht.

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"Wir haben zuerst gedacht, es handelt sich um eine Leiche." Seinen Beamten, erzählt Georg Rabensteiner vom Kriminalkommissariat Wien-West, sei der Schrecken durch Mark und Bein gefahren, als sie das Kellerverlies unter der Toilette eines Lokals in der Koppstraße in Wien-Ottakring entdeckten: In zwei Metern Tiefe kauerte eine dürre, leblose Figur, mit rostigen Ketten gefesselt, auf dem Kopf eine Maske, wie sie aus dem Horrorfilm "Scream" bekannt ist.

Wie sich herausstellte, handelte es sich nur um eine Kleiderpuppe. Das Gruselkabinett diente offenbar Menschenhändlern und Zuhältern zur Einschüchterung ihrer Opfer. "Möglicherweise wurden Frauen, die aus der illegalen Prostitution aussteigen wollten sogar eine Zeit lang hinunter gesperrt", mutmaßte Rabensteiner am Freitag im Gespräch mit dem Standard. Neun mutmaßliche Mitglieder eines türkischen Zuhälterringes sind jedenfalls in Haft, sie verweigerten aber bisher jede Aussage. Der Lokalbesitzer gab an, vom Verlies unter dem WC nichts gewusst zu haben.

Den Verhaftungen waren monatelange Ermittlungen und Observationen vorausgegangen. Die Verdächtigen sollen vor allem junge Frauen aus der Slowakei, aus Ungarn und aus Bulgarien in Wiener Geheimbordelle gebracht und sie zum Teil zur Prostitution gezwungen haben.

"Operation Schmetterling"

Wie viele Opfer derartig in Wien in "Schuldknechtschaft" leben, ist schwer zu schätzen. Die Polizei geht von insgesamt 9000 Prostituierten aus, nur jede zehnte davon ist registriert. Erst im Vorjahr war im Rahmen der "Operation Schmetterling" ein riesiger österreichisch-polnischer Zuhälterring aufgeflogen, in den fünf Begleitagenturen in Wien involviert waren.

Nicht selten ist Österreich Zwischenstation. "Viele Frauen aus Osteuropa werden nach Italien oder nach Großbritannien in Geheimbordelle verschleppt", erklärt Oberst Gerhard Joszt vom Bundeskriminalamt. Die kürzlich gegründete "European Police Chief Taskforce" soll die internationale Fahndungsarbeit verbessern. Im Fall des Gruselkabinetts bittet die Polizei (Gruppe Fohringer) um Hinweise unter: 01/31310-25810. (Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 19./20.04.2007)