Rund fünf Jahrzehnte nach der Gründung der ersten großen Schnellrestaurantkette durch Friedrich Jahn wollen die Kinder des "Hendl-Königs" das Unternehmen wieder übernehmen.

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München - Die Töchter des Firmengründers Friedrich Jahn werden die Marke Wienerwald zum 1. Juni übernehmen, teilte Insolvenzverwalter Wolfgang Ott am Dienstag in München mit. "Damit nimmt die Odyssee der Marke Wienerwald ein glückliches Ende." Die neuen Eigentümerinnen Margot Steinberg und Evelyn Peitzner wollen die Marke gemeinsam mit ihren Familien wieder aufbauen und zu altem Ansehen zurückführen. Zum Kaufpreis äußerten sie sich nicht.

Margot Steinberg und ihr Mann Günter gehören zu den prominentesten Gastronomen Münchens. Als "Wiesnwirte" betreiben sie seit vielen Jahren das Hofbräu-Zelt auf dem Oktoberfest. "Wir freuen uns, dass Wienerwald nun wieder in der Familie ist", sagte Günter Steinberg. Nun müsse die Marke in Zusammenarbeit mit den Franchisenehmern modernisiert werden. "Die bekannte Marke Wienerwald muss in die heutige Zeit geholt werden." Mit Hühnerfleisch als Hauptprodukt treffe Wienerwald aber immer noch den Geschmack der Kunden.

Die Restaurant-Kette musste 2003 Insolvenz anmelden, war danach zeitweise in der Hand von Finanzinvestoren und stellte im vergangenen Monat erneut Insolvenzantrag. Von einst weltweit 1.500 Betrieben sind derzeit noch sechs in der Hand der Wienerwald AG. Fünf davon sollen im Laufe des Jahres geschlossen werden. 60 weitere werden von Franchisenehmern betrieben. Insgesamt macht das Unternehmen einen Umsatz von rund 40 Mio. Euro.

In ihren besten Zeiten in den 60er und 70er Jahren hat die Kette einen Milliardenumsatz gemacht. Seit der ersten Insolvenz im Jahr 1982 fand Wienerwald aber nicht mehr zu alter Stärke zurück. Wienerwald-Gründer Friedrich Jahn starb 1998 im Alter von 74 Jahren.

Eigentümerwechsel

In den 90er Jahren erfolgte nach einer Reihe von Eigentümerwechseln eine organisatorische Teilung von Wienerwald Deutschland und Wienerwald Österreich mit eigenen Zentralen in München und Wien. In Österreich übernahm damals die Wigast Holding Wienerwald. 2001 kaufte die Investorengruppe Altacon die Firma und führte die Österreichische Wienerwald Restaurants GmbH als eigenen Geschäftszweig ein. 2003 wurde das Unternehmen an den österreichischen Gastronomen Christian Ziegler verkauft, es erfolgt somit die endgültige Trennung von Wienerwald Deutschland.

Seit 2006 gehört die österreichische Wienerwald-Kette dem Ex-GAK-Präsidenten und BZÖ-Politiker Harald Fischl. Der Fürstenfelder Unternehmer ist Chef der Kräutergarten-Gruppe und damit Betreiber von Tages- und Pflegeheimen. Die Grillhendl-Kette verfügt derzeit laut Homepage über 19 Standorte in Österreich. Geschäftsführer der Wienerwald Restaurants GmbH ist seit Mai 2005 Franz Kainz. (APA/dpa)