Als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass Cerberus sich ins Rennen um Chrysler eingeschaltet hat, war für Kenner der Automobilwirtschaft klar: Besonders interessiert ist der US-Fonds an Chrysler Financials, der Finanzierungssparte des Konzerns. Denn wie bei allen anderen Autoherstellern auch ist dieser Bereich besonders lukrativ. Kredite und Leasing werfen weit bessere Renditen ab als das Neuwagengeschäft - damit lebt die Branche eigentlich seit vielen Jahren. Und dies ist auch der Grund dafür, warum jeder Hersteller, ja sogar jeder Autoimporteur im kleinen Österreich mittlerweile seine eigene Bank unterhält.

Die Finanzsparte des General-Motors-Konzerns, GMAC, wird hingegen von Cerberus per 51-Prozent-Anteil bereits kontrolliert. Ein Zusammenlegen mit Chrysler Financials würde sicher Synergieeffekte und somit noch mehr Rendite bringen. Und vor allem daran ist ja eine "Heuschrecke" wie Cerberus interessiert.

Der US-Fonds Cerberus mit Sitz in New York ist einer der weltweit größten Beteiligungsfonds. Benannt ist der Fonds nach dem dreiköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Seit seiner Gründung (1992) hat Cerberus in den USA, Europa und Asien mehr als 25 Milliarden US-Dollar in etwa 300 Unternehmen rund um den Globus investiert.

Einst als Hedgefonds stark engagiert, sieht sich die Gesellschaft Cerberus Capital Management heute zunehmend als Private-Equity-Investmentfirma. Das "Heuschrecken-Image" versuchte man mit diversen Roadshows los zu werden.

Das Cerberus-Beteiligungsportfolio ist bunt: In Italien etwa stiegen die Fondsmanager bei der Modefirma Fila ein, in den Niederlanden beim Softwarehersteller Baan. In Japan griff der Höllenhund nach der Großbank Aozora und brachte diese im November 2006 an die Börse. (szem, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.05.2007)