Zürich also. Stadt am See. Wer sich hier nicht auskennt und ohne Stadtplan unterwegs ist, der spaziert gerade einmal die Bahnhofstraße hinunter. Sieht den Bankern beim Lunch zu und den Straßenbahnen beim Vorbeifahren und man wirft ab und zu sehnsüchtige Blick auf die imposanten Schaufensterdekorationen der Innenstadtläden. Man wandert bis zum Ufer und genießt den Blick auf das Wasser. Man dreht sich, schaut auf die Hügel und Berge rundum - und wandert zurück, die Bahnhofstraße hinauf in Richtung Hotel.

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Wer heute mit dem Auto unterwegs ist, der muss sich in vielen Fällen kaum noch Gedanken um den richtigen Weg machen. Denn in immer mehr Fahrzeugen sorgen kleine Navigationscomputer für die richtige Orientierung und dafür, dass der Fahrer weiß, wo es langgeht. Aber zu Fuß? Da war man lange auf große, umständlich zu entfaltende Pläne angewiesen oder eben auf das, was man gemeinhin einen guten Orientierungssinn nennt. Wer beides nicht hat, hatte Pech. Doch das wird jetzt anders werden. Dass Mobiltelefone heute Smartphones heißen und außer mobil zu telefonieren eigentlich noch alles können, was das moderne User-Herz begehrt, nämlich im Internet surfen, E-Mails verschicken, fotografieren und filmen uvm., das ist nicht mehr ganz neu. Der allerneueste Trend aber ist, moderne Mobiltelefone zu mobilen Pfadfindern aufrüsten - und dafür sorgt eine moderne Navigationstechnik.

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Die klassischen Navigationsfragen sind immer dieselben: Wo bin ich? Wo ist mein Ziel? Und wie komme ich dorthin? Um das zu klären, muss jedes GPS-Gerät Signale von mehreren Satelliten empfangen, die aktuell am Himmel stehen. Anhand dieser Signale lässt sich ein Standort berechnen. Die erste Lokalisation kann schon etwas länger dauern, besonders beim Nokia N95, das in Zürich zum Test bereitstand. Schon zu enge Straßen oder ein Vordach können den neuen Alles-Könner ein bisschen aus dem Konzept bringen, aber mit ein bisschen Geduld klappt es.

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Das Nokia N95, das gerade auf den Markt gekommen ist, ist das neue Aushängeschild des weltgrößten Handy-Herstellers. Vom Konzern wird es konsequent "Multimedia"-Computer genannt. Die 5-Megapixel-Kamera mit Zeiss-Optik, MP3-Player und die 2 GB Speicherkapazität sind also nur Nebenschauplätze. Das N95 hat (wie eine Reihe weiterer Smartphones - das Blackberry 8800, der MDA Compact III, das T-Mobile Ameo und das Nokia 6110) ein Ass unter seiner Verdeckung, nämlich integrierte GPS-Navigation, die im Moment herkömmlichen Anbietern von Navigationshilfen das Fürchten lehrt. Mit den sogenannten Nokia-Maps gehen die Finnen neue Wege und bieten gleich auch das Kartenmaterial von über 150 Ländern an, das man sich auf sein Smartphone laden kann. Und das gratis (abgesehen von den Übertragungskosten). Nur wer eine Navigation von A nach B mit gesprochenen Anweisungen wünscht, der zahlt ein paar Euros extra.

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Damit wird das Handy endgültig zum Reiseführer. Das Kartenmaterial, sämtliche Straßeninformationen inklusive so genannter Points of Interest, kurz POI - Punkte wie Restaurants, Sehenswürdigkeiten oder Flughäfen, die beim Reisen wichtig sein könnten. Laut Nokia befinden sich 16 Millionen solcher Plätze in der Datenbank, von Atlanta bis Zürich eben.

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Beim Navigieren durch Zürich wird klar: Die Technik ist vielversprechend, die Handhabung noch ungewohnt. Das N95 wird via Tasten gesteuert, es kann zudem auf zwei Seiten aufgeschoben werden und lässt sich im gewohnten Hoch- als auch im Querformat bespielen. Ein Klick auf das Kartensymbol im Display und die Erde schwebt im All und fliegt im Sturzflug zur gewollten Position: Europa, Schweiz, Zürich, Bahnhostraße. Immer wieder steigt man - versehentlich - aus dem Navigationsmodus aus, oder er fällt aus, weil keine Verbindung da ist. Im Auto ist das System noch schwerer handzuhaben, weil das Dach der Navigation im Weg ist.

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Die Zukunft des Handys ist also eine Technik, die man sich noch erarbeiten muss, die aber Potenzial hat. Denn wer immer starr den Blick auf das Display richtet, sieht vor lauter Navigieren die Stadt nicht mehr und steigt versehentlich schon in Schweizer "Hundehüfli". Aber das bringt ja bekanntlich Glück. (Mia Eidlhuber, DerStandard/Rondo)

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