Handlungsdruck auf Microsoft im Online-Werbemarkt wächst
Aufholjagd zu Google gestaltet sich schwierig - Konkurrenz gehört bereits rund 80 Prozent des Marktes
Redaktion
,
Der weltgrößte Softwarekonzern
Microsoft
wird
durch seinen Rivalen Google im lukrativen Online-Werbemarkt zunehmend
unter Druck gesetzt. Obwohl die am vergangenen Freitag kolportierten
Übernahmepläne von Microsoft und Yahoo! vorerst vom Tisch sind, kommt
die Gerüchteküche nicht zur Ruhe. Denn die spektakuläre Übernahme des
Online-Vermarkters DoubleClick durch den Suchmaschinenspezialisten
vor rund drei Wochen hat den Handlungsbedarf für Microsoft erheblich
verstärkt.
Dementi
Am Wochenende hatten Microsoft und Yahoo! die unter anderem vom
"Wall Street Journal" berichteten Pläne einer Fusion dementiert. In
Gesprächen sei ein Kaufpreis von rund 50 Mrd. Dollar gehandelt
worden, hieß es zuvor in dem Blatt. Wenn eine Übernahme derzeit nicht
zur Diskussion stehe, dann könne eine wie auch immer geartete
Kooperation mit Yahoo! Microsoft die einzig verbleibende Möglichkeit
sein, doch noch zum Rivalen Google aufzuschließen, kommentieren
Branchenbeobachter.
Möglichkeiten
"Seit Googles Übernahme von DoubleClick sind die Möglichkeiten von
Microsoft, in kleineren Schritten eine brauchbare Konkurrenz zu
Google aufzubauen, verschwunden", erklärt Peter Misek, Analyst bei
Canaccord Capital im kanadischen Toronto. Der Suchmaschinenanbieter
hatte mit einem Kaufpreis von 3,1 Mrd. Dollar (rund 2,3 Mrd. Euro)
sowohl Microsoft als auch Yahoo! im Bieterkampf erfolgreich
ausgestochen. Neben seiner Marktführerschaft im Online-Suchgeschäft
stärkt Google damit seine Position bei Werbung mit Bildern und
Videos.
Googles Kauferfolg hatte Mitte April Microsoft-Chef Steve Ballmer
in seinem Urlaub auf Hawaii kalt erwischt. Wie die Nachrichtenagentur
Bloomberg berichtet, habe er noch am selben Tag seinem Internet-
Manager Yusuf Mehdi Geld, Personal, Akquisistionen und was immer er
brauche zugesagt, um Google in dem auf rund 29 Mrd. Dollar
geschätzten Online-Werbemarkt Paroli zu bieten. Microsoft-Chefjurist
Brad Smith argumentiert derweil, dass der Wettbewerb der Branche in
Gefahr sei, da Google und DoubleClick zusammen mehr als 80 Prozent
der Werbung im Internet umschlagen würden.
Umsatz
Microsoft macht Bloomberg zufolge im Vergleich zu Google derzeit
gerade mal ein Sechstel des Online-Werbe-Umsatzes seines Rivalen.
Gemeinsam mit Yahoo! könnten die Unternehmen aber den Abstand zu
Google auf gerade noch 13 Prozent einschmelzen. Bloomberg zufolge
verzeichnet Google vier Mal mehr Suchanfragen als sein Konkurrent aus
Redmond. Und am Volumen der Suchanfragen allein messe sich der
Erfolg, sagte Mehdi der Agentur. Im vergangenen Jahr soll Microsoft
allein wegen der geringeren Attraktivität seiner Suchmaschine rund
zwei Mrd. Dollar Umsatz eingebüßt haben.
Yahoo! hatten die Übernahme-Gerüchte am vergangenen Freitag einen
Kurssprung an der New Yorker Börse beschert - ein Zeichen dafür, dass
zumindest viele Anleger ein Zusammengehen der beiden Unternehmen für
sinnvoll und für Yahoo! für vorteilhaft halten. Doch einem möglichen
Kauf durch Microsoft stehen manche Beobachter auch skeptisch
gegenüber. So sieht Analyst Henry Blodget in der "Computerwoche" bei
einer Fusion der ungleichen Unternehmen einen Kultur-Crash voraus.
Ende
Zumindest von Yahoo!-Mitgründer Jerry Yang ist dessen Aversion
gegen den Software-Riesen und dessen Produkte überliefert. "Eine
Fusion wäre das Ende für Yahoo! und kaum eine Bereicherung für den
auf Windows und Office programmierten Fast-Beamtenbetrieb in
Redmond", zitiert die Zeitung den Spezialisten. "Einzig das Auslagern
aller Internetaktivitäten bei Microsoft sowie die Fusion dieser neuen
Firma mit Yahoo! hätte eine Chance, mit Google zu konkurrieren", so
seine Analyse. (APA)
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