Cola-Geschmack auch fürs Bier.

Foto: Der Standard/Matthias Cremer
Flaschenpost aus Krombach: Die große deutsche Pilsbrauerei hat ihre Produktpalette erweitert und freut sich, mir Verkostungsproben schicken zu können. Dankeschön, ich wüsste ja wirklich gerne, wie das neue Weizenbier schmeckt, das Krombacher angekündigt hat. Also voller Vorfreude die Kiste geöffnet und statt des Weizen folgende Proben gefunden: Ein „Extra Mild“, Krombachers Version von milder gehopftem und weniger hoch vergorenem Bier, mit dem man offenbar an den Erfolg von Beck’s Gold anknüpfen will. Und drei Proben von Cab, einem Drink, der in den Mischungen „Cola & Beer“. „Energy & Beer“ und „Lemon & Beer“ angeboten wird, alles mit dem Zusatz „flavoured with dragonfruit“. Das ist insofern praktisch für den Hersteller, als die Aromen frischer Drachenfrüchte nur Südostasienreisenden vertraut sein dürften - und unsereins jegliche fruchtig-säuerliche Note, die man in den Mischungen nicht genau zuordnen kann, eben auf das Konto der Drachenfrucht buchen würde.

Über das „Cab Cola & Beer“ gibt es nicht viel zu sagen – mit dieser perversen Geschmackskombination hat seinerzeit die saarländische Karlsberg-Brauerei unter dem Markennamen „Mixery“ angefangen und damit einen solchen Erfolg in der so genannten Szenegastronomie errungen, dass alle anderen es nachgemacht haben. In Österreich hat es die BrauUnion vor zehn Jahren mit einer Abfüllung einer ähnlichen Mischung unter der Bezeichnung „Diesel“ in Dosen auf den Markt gebracht. Hierzulande war das im Unterschied zum Nachbarland kein großer Erfolg – und was das über den Unterschied deutscher und österreichischer Bierkultur aussagt, braucht nicht weiter ausgeführt zu werden. Ich erspare mir daher auch, auf „Cab Energy & Beer“ näher einzugehen, mit dem Krombacher „neue Energie für mehr Erfolg“ verspricht. Ob das für die Konsumenten auch gilt, bleibe dahingestellt, für das eigene Geschäft wird’s wohl stimmen. Denn die Mixgetränke gelten ja als einziges Wachstumssegment auf dem deutschen Biermarkt. Und ein bisschen Pilsner verkauft man auf diese Weise ja doch auch – 50 Prozent Bier verbergen sich irgendwo unter (laut Zutatenliste, deren Reihung Rückschlüsse auf die Mengenverhältnisse erlaubt) Wasser, Zucker, Kohlensäure, Säuerungsmittel Citronensäure, Aroma Koffein, Aromen, Guaranaextrakt) Drachenfruchtaroma.

Na, den Prost!

Ähnlich liest sich die Zutatenliste für „Cab Cola & Beer“ – und man schmeckt irgendwie viel Zucker und Zitronensäure, aber wenig, eigentlich gar kein Bier. Dabei ist diese Mischung – nicht viel anders als das Konkurrenzprodukt „V +“ von Veltins – immerhin eine moderne Interpretation einer schon lange populären Mischung: Nämlich herb schmeckenden Limetten- und/oder Grapefruit-Saft mit Ale oder Lagerbier zu mischen und das dann als Shandy zu verkaufen. (Wobei die Urform des Shandygaff aus Ale und Ingwerlimonade ziemlich selten geworden ist.) Der Shandy mit Limettensaft schmeckt herber als der gängige Radler (auch wenn sowohl Krombacher als auch Veltins viel zu sehr in den Zucker verliebt zu sein scheinen) – und ist historisch auch älter als dieser. „Radler“ ist ja von Franz-Xaver Kugler auf der Kugleralm, einer Ausflugsgaststätte in Deisenhofen bei München, im Jahre 1922 erfunden worden; wir werden im Juli sicher irgendwelche Feiern zum 85. Jahrestag erleben.

Shandygaff ist jedenfalls älter, denn die Limetten bzw. ihr Saft waren bereits im späten 19. Jahrhundert fixer Teil des Proviants englischer Soldaten, speziell der Matrosen und Marineinfanterie zur Vorbeugung gegen Skorbut. Diese haben den Saft mit den jeweils am Kriegsschauplatz vorhandenen Bieren gemischt, spätestens im Ersten Weltkrieg ist die Mischung dann auf den Kontinent gekommen. Aber sie hat anders geschmeckt, weil Zucker (im Gegensatz zu heute) viel, viel teurer war. Weshalb die frühen Radler wohl auch bieriger geschmeckt haben als das, was heute unter diese Bezeichnung angeboten wird.

Mixwahn

Heute fragt man sich, wo in all dem Mixwahn das Bier eigentlich abbleibt. Schmecken kann man es nicht, bei einem Alkoholgehalt von zwei bis drei Prozent spürt man auch kaum eine alkoholisierende Wirkung. Brauen die Brauereien diese Produkte eigentlich nur noch, weil sie ihre überdimensionierte Anlagen nicht auslasten können? Und weil die großen Aromenhersteller immer neue Angebote bringen, die man dann so praktisch mit Wasser, Zucker und sonst kaum mehr verkäuflichem Bier aus der Überproduktion abmischen kann?

Dabei gäbe es ja durchaus Alternativen: Wie wäre es zum Beispiel mit der Idee, ein Bier zu brauen, das intensive biertypische Aromen hat? Das geht ganz ohne Zusatz von Zucker und künstlichen Geschmacksstoffen. Es ist aber verlernt worden… (Conrad Seidl)