"Behandeln neuen ORF in einer Sondersendung": Alfred Dorfer zum "Donnerstalk".

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STANDARD: Bei Live-Sendungen ist es üblich, das Publikum vorher in Stimmung zu bringen. Wie gehen Sie vor?

Dorfer: Das Publikum spielt in der ersten Folge mit, wir üben vorab die Choreographie.

STANDARD: Wie geht das?

Dorfer: Wir stellen die Regierung wie im Stadion bei der Champions League auf. Normalerweise sagt der Platzsprecher den Vornamen eines jeden Spielers, den Nachnamen ergänzt das Publikum. Ich rechne damit, dass nicht alle die Nachnamen kennen.

STANDARD: Live und länger: Was wird noch neu beim "Donnerstalk"?

Dorfer:Da die PR-Maschinerie der Fußball-EM noch nicht auf Touren gekommen ist, haben wir Herbert Prohaska - den wirklichen - engagiert. Die erste Geschichte wird sein, ob es nicht besser wäre, die österreichische Meisterschaft in den Gerichtssaal zu verlegen. Maschek, Dr. Paal und Stermann & Grissemann sind wieder dabei. Steffi lässt sich von Frau Wolf, der Frau des ehemaligen Airchiefs erklären, warum Golfturniere so wichtig für den Luftraum sind. Lukas Resetarits erörtert die Fragen: Was ist Gusenbauers Plan, sein Charisma und warum ist er auf diesem Posten.

STANDARD: Wissen Sie's?

Dorfer: Die Charisma-Frage kann ich gar nicht beantworten. Warum er die Wahl gewonnen hat, wissen wir. Seine Visionen würden mich auch interessieren.

STANDARD: Es gibt kaum Interviews, in denen Sie sich nicht zur Tagespolitik äußern sollen. Gefällt Ihnen die Rolle des moralischen Gewissens?

Dorfer: Ich habe mich nie so gesehen. Die Hybris bei dem Job ist, wenn Journalisten schnell eine halbwegs pointierte Bemerkung über irgendwas brauchen, fragen sie meistens Kabarettisten. Die wiederum geben dem Zwang nach und glauben, wirklich zu jedem Thema originelle Sachen sagen zu müssen.

STANDARD: Wie oft werden Sie um ein Statement gebeten?

Dorfer: Sicher einmal pro Woche. Ich verweigere oft, denn ich habe bei den meisten Dingen gar nicht die Kompetenz, um etwas zu sagen.

STANDARD: "Dorfers Donnerstalk" ist ein Produkt der Ära Lindner. Wie war es möglich, in dieser Phase eine so kritische Sendung zu etablieren?

Dorfer: Der Beginn von "Donnerstalk" fiel in eine Phase, als der ORF sehr unter Beschuss stand, Schwarzfunk zu sein. Da kam diese Sendung richtig.

STANDARD: Wie oft läutete bei Ihnen das "Moltofon"?

Dorfer: Man hat es mir nie gesagt. Es ging danach immer nur so ein "Pfuh, da war aber wieder ..." durchs Haus. In der ÖVP gab es große "Sichbeschwerer". Entweder rief der "Lo" (Reinhold Lopatka, Anm.), oder der "Willi" (Molterer, Anm.) selbst an. Obwohl der in den Medien immer sagte, wie lustig er es fand. Dieser souveräne Umgang mit der Satire geht mir bei der SPÖ etwas ab. Die ärgern sich wirklich.

STANDARD: Den ORF regt hingegen nichts mehr auf, siehe "Die 4 da". Geht hier ein Reibebaum verloren?

Dorfer: Der ORF hat gelernt, dass es ihm nicht wirklich schadet, wenn er Satire-Indianer in Reservaten zulässt. Der "Donnerstalk" hatte da so eine Art Schneepflugfunktion.

STANDARD: Schon den neuen ORF geschaut?

Dorfer: Ich war bis vor kurzem in Deutschland, halte es aber auch für verfrüht, nach zwei Wochen zu urteilen. Wir werden aber den neuen ORF in einer Sondersendung behandeln, in der Roland Düringer als Alexander Wrabetz über das neue Programm spricht.

STANDARD: Würden Sie gerne bei "Mitten im Achten" spielen?

Dorfer: Nein, vier Jahre Sitcom mit "MA 2412" waren genug. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 26.4.2007)