Will aus Jajah, einem österreichischen Start-up für Internet-Telefonie, mit Silicon-Valley-Geist das "Skype 2.0" des Internets machen: Jajah-CEO Trevor Healy.

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Ein gutes Jahr ist es her, dass Jajah "Dscha-dschah" gesprochen), das Internet-Telefonieunternehmen der beiden Österreicher Daniel Mattes und Roman Scharf, von Wien ins Silicon Valley übersiedelt ist. Mit Geld des Risikokapitalgebers Sequoia, der auch Google finanzierte, will Jajah das nächste Skype werden.

Mehr als 50 Leute

Im selben Büro in der Sequoia-Zentrale, in dem schon Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page ihre Pläne wälzten, bereiteten auch Mattes und Scharf nach ihrer Ankunft im "Valley" ihre Strategie vor. Inzwischen arbeiten mehr als 50 Leute in einem Büro in Mountain View, eine Meile vom Google-Campus entfernt und eine knappe Autostunde südlich von San Francisco.

"Ein großartiges Jahr"

"Es war ein großartiges Jahr", sagt Trevor Healy, der vor Kurzem als CEO (Chief Executive Officer) an Bord gekommen ist, "wir haben inzwischen zwei Millionen Kunden". Weiterhin gibt es Büros in Wien ("das gehört zu unserer DNA") und in Tel Aviv. Fünf Datenzentren in aller Welt (zwei in Europa) vermitteln die Gespräche. 40 Prozent der Benutzer seien in den USA, der Rest in 55 weiteren Ländern, "darunter China, wo Jajah sehr populär ist, Indien, Mexiko und Europa".

Rasches Wachstum

Weniger die absolute Zahl als die Wachstumsdynamik interessiert: Während es bis zur Millionenmarke fast neun Monate dauert, kam fast eine weitere Million im jüngsten Quartal dazu. Die Latte für die nächsten zwölf Monate: Fünf Millionen Benutzer. "Einer der wichtigsten Gründe ins Valley zu kommen, sind Partnerschaften, 2007 werden wir eine Reihe von Partnerschaften mit bekannten Markennamen bekannt geben können, vor allem im Web-2.0-Bereich."

Kein Download, keine Installation

"Wir sehen uns als Skype 2.0: Kein Download und Installation einer Software, keine Kopfhörer, und man muss nicht andere Freunde dazu bringen, ehe man telefonieren kann", sagt Healy. Dazu sollen "Voice 2.0"-Funktionen entwickelt werden, "die es auch im normalen Telefonnetz gab, aber die zu kompliziert zu bedienen waren" - z.B. Verbindungen, die zu verabredeten Zeiten automatisch hergestellt werden, oder Telefonkonferenzen. Auch an einem "Jajah Voice Blog" arbeite man, mit gesprochenen statt geschriebenen Blog-Einträgen.

Paypal

Bevor Healy zu Jajah stieß, arbeitete er bei Paypal, eBays Onlinezahldienst, davor im E-Commerce-Bereich und bei einem Mobilfunker. Auf Jajah sei er durch seine Frau gestoßen und habe dabei festgestellt, dass man - anders als bei Skype - ohne Downloads und ohne Headset telefonieren könne. Sequoia habe ihn mit Mattes und Scharf in Kontakt gebracht, und "wir haben dann sechs Monate lang miteinander über diese Entwicklung gesprochen, bevor wir geheiratet haben".

Die Welt ändern

Zwar habe er selbst eine Firmengründung erwogen, "aber ich dachte, dass meine Idee nicht so großartig wie die von Jajah war und Daniel und Roman den besseren unternehmerischen Geist haben". Inzwischen arbeiten im Team Mitarbeiter aus fast allen großen IT-Firmen wie Intel, Adobe, SAP, Apple oder eBay. "Das ist ungewöhnlich und zeigt, dass sich die beiden in ihrer Arbeit sehr sicher fühlen". Das einzigartige an Silicon Valleys Gründerkultur sei, "dass Geld dabei zweitrangig ist. Man gründet hier ein Unternehmen, um die Welt zu ändern, und nicht um Geld zu machen. Aber natürlich macht man Geld, wenn es einem gelingt, den Leuten das Leben einfacher zu machen", philosophiert Healy.

"Celebrities"

Mit ihrem Startup seien "Daniel und Roman selbst nach Silicon-Valley-Maßstäben Celebrities", sagt Healy. Europa hätte seit Niklar Zentröm und Janus Friis - den beiden skandinavischen Gründern von Skype, das inzwischen zu eBay gehört - keine ähnlich begabten "Enterpreneurs" hervorgebracht. "Nur wenige Europäer schaffen diesen Übergang, das ist ziemlich hart", sagt der 35-jährige Healy, der selbst Ire ist und 1995 ins Silicon Valley kam.(Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe vom 25.4.2007)