Es existieren kaum Bilder, auf denen PolitikerInnen mit Zigarette abgebildet sind. Gehört es sich nicht? Wollen PolitikerInnen als gutes Vorbild voranschreiten? Oder rauchen tatsächlich nur wenige von ihnen? Politikberater Thomas Hofer kennt die Gründe: "PolitikerInnen müssen eine Vorbildwirkung erfüllen. Die öffentliche Erwartungshaltung verlangt von ihnen, als NichtraucherInnen aufzutreten."

Im Bild: Heinz Christian Strache nach der Elefantenrunde vor der Nationalratswahl im Oktober 2006.

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Alexander Van der Bellen, Bundessprecher und Klubobmann der Grünen, ist einer der wenigen bekennenden rauchenden PolitikerInnen. "Van der Bellen durchbricht mit dem Rauchen ein Klischee. Für ihn gelten andere Regeln als für einen Minister", erklärt Hofer. Das habe mit seiner Rolle als Oppositionspolitiker und "Revoluzzer" zu tun: "Van der Bellen hält sich auch im Fernsehen nicht an Regeln."

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Van der Bellen spielt gerne mit seinem Image als Raucher. 2003 ließ er sich rauchend in einer Trafik fotografieren.

Der Grüne Politiker musste sich im Sommer 2003 einer Dickdarmoperation unterziehen, erfreut sich aber in der Zwischenzeit wieder bester Gesundheit und hat auch seinen kurzfristig gefassten Vorsatz, das Rauchen aufzugeben, wieder aufgegeben.

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Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky hat mit dem Rauchen aufgehört. Die ehemalige Gelegenheitsraucherin will als Vorbild wirken. Experte Thomas Hofer glaubt nicht, dass es ihr geschadet hätte, wenn sie weiterhin zum Glimmstängel gegriffen hätte: "Man kann Tabus brechen. Manchmal funktioniert das, wie man beim Verteidigungsminister, dem Ex-Zivildiener, sieht."

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Laut Thomas Hofer war es nicht immer so, dass PolitikerInnen nicht vor Kameras zur Zigarette griffen: "In den 70ern war das Rauchen noch viel hipper." Auch in Zeitungen und Magazinen waren früher mehr RaucherInnen abgebildet.

Im Bild: Grüner Gesundheitssprecher Kurt Grünewald ("Wie Alexander van der Bellen ein Sünder").

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Der "Stilbruch" kam schleichend. Ende der 80er/Anfang der 90er galt es nicht mehr als schick in der Öffentlichkeit zu rauchen: "Das hat viel mit Hollywood zu tun. Auch dem Lucky Luke wurde zu dieser Zeit die Zigarette weggenommen und durch einen Grashalm ersetzt." Und auch für PolitikerInnen war es nicht mehr angebracht in der Öffentlichkeit zu rauchen.

Im Bild: Der ehemalige Finanzminister Rudolf Edlinger während einer Zigarettenpause im Parlament.

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Rudolf Edlinger (im Bild mit Peter Kostelka) erlitt bei einer Veranstaltung vor den Nationalratswahlen 1999 einen Kreislaufkollaps. Das Rauchen - Edlinger rauchte mehr als ein Packerl Zigaretten pro Tag - wurde ihm "verboten".

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Gilt für PolitikerInnen generelles Rauchverbot? Hofer: "Das hängt auch davon ab, in welchem Umfeld man sich befindet. Beim Rednerpult im Parlament wäre es nicht passend. Wenn sich der Gusenbauer aber beim Essen eine Zigarette anzündet ist das nicht so schlimm."

Im Bild: Der ehemalige Bundeskanzler Viktor Klima im Jänner 1997 in Bad Tatzmannsdorf

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Der mittlerweile verstorbene ehemalige deutsche Bundespräsident und SPD-Vorsitzende Johannes Rau war Raucher und "entschuldigte" sich 1996 in einem im Internet veröffentlichten Brief dafür: "Wir müssten, auch was das Rauchen betrifft, mit gutem Beispiel vorangehen. Ich bemühe mich wirklich seit langem ernsthaft darum, das Rauchen in der Öffentlichkeit einzuschränken. Wenn allerdings, wie während der Koalitions-Turbulenzen der vergangenen Wochen, aus dem Fünfzehn-Stunden-Tag ein Zwanzig-Stunden-Tag wird, wenn es um grundsätzliche Fragen der politischen Zukunft unseres Landes geht, dann ist der Geist zwar willig, aber das Fleisch ist gerade in solchen Stresssituationen doch schwach."

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Der deutsche Altbundeskanzler Helmut Schmidt will das Rauchen nicht aufgeben. "Die Zigaretten schmecken noch. Das wäre ja noch schöner, wenn ich was ändern würde", sagte er in einer ARD-Talksendung, die im September 2006 ausgestrahlt wurde.

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Die Meinungen darüber, wie rauchende PolitikerInnen in der Öffentlichkeit ankommen, sind verschieden.

Tobias ist es egal, ob PolitikerInnen in der Öffentlichkeit rauchen oder nicht. Er glaubt zwar, dass PolitikerInnen eine Vorbildwirkung haben, aber auch das ist ihm egal: "Ich rauche ja selbst zirka 15 Zigaretten am Tag."

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"Mir ist es egal, ob PolitikerInnen in der Öffentlichkeit rauchen, das ist jedem selbst überlassen", meint auch Silivia, Nichtraucherin. Sie betreibt seit 17 Jahren eine Trafik in Wien, an die Vorbildwirkung der PolitikerInnen glaubt sie weniger, denn "die Kinder sehen das schon von den Eltern oder bei ihren Freunden, das hat eine viel größeren Einfluss."

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"Man kann niemanden verurteilen, weil er oder sie raucht", meint Sophie Duchowski, Apothekerin. Was sie nicht in Ordnung findet: "Wenn ein Politiker fürs Nichtrauchen eintritt, selbst jedoch raucht."

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"Jeder soll so viel rauchen, wie er oder sie will", sagt Josef. Dass PolitikerInnen in der Öffentlichkeit rauchen findet er aber nicht gut, "schließlich sollten sie Vorbilder für unsere Kinder sein. Wenn Sie Kinder haben, dann werden Sie verstehen was ich meine", sagt der rauchende Vater zu derStandard.at. (Katrin Burgstaller, Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 1.5.2007)

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