Die treibende Kraft hinter Windtec: Gerald Hehenberger.

Foto: Windtec
Vielen geht starker Wind auf den Geist, manche verdienen aber auch gutes Geld damit. Zu letzteren gehört die Firma Windtec in Klagenfurt. 1995 gegründet ist die Hightech-Schmiede inzwischen zu einer gefragten Adresse in Sachen Stromgewinnung aus Wind geworden. Das Kärntner Unternehmen entwickelt Windkraftanlagen, liefert Kernkomponenten für Windräder und stellt auch die passende Software zur Verfügung.

Die treibende Kraft hinter Windtec ist Gerald Hehenberger. Der gebürtige Welser gilt als Pionier der Windenergie. Bereits vor 20 Jahren, als von Windtech noch keine Rede war, hat er in Israel auf den Golanhöhen Windräder aufgestellt. "Die sind noch immer State of the Art", sagt Jürgen Jesenko, Verkaufsleiter bei Windtec, im Gespräch mit dem STANDARD. Von der dort angewendeten so genannte Pitch-Technologie, mit deren Hilfe die Rotorblätter elektrisch gesteuert in den Wind gedreht werden können, bekam in der Folge auch die amerikanischen General Electric Wind. Auf die damals nicht geschützte Innovation meldete der US-Konzern ein eigenes Patent an. Hehenberger war überrumpelt, sein Unternehmergeist aber ungebrochen. Er habe immer an das Unternehmen geglaubt, auch in schwierigen Zeiten, sagen langjährige Begleiter des Kreativlings. Schwierig war es beispielsweise 1998, als der Partner Verbund absprang und Hehenberger mit einem Schlag ohne Kapital, dafür mit 15 Ingenieuren dastand. Damals gab es noch keine Einspeisetarife und entsprechend wenig Investitionen in Windparks, weil das wirtschaftliche Risiko einfach zu hoch war.

Hehenberger verkaufte sein Unternehmen kurzerhand an den deutschen Spanplattenerzeuger Pfleiderer, womit zumindest die Arbeitsplätze gesichert waren. 2004 kaufte er die Firma wieder zurück.

"Ihn schlägt so schnell nichts aus der Bahn", sagt Verkaufsleiter Jesenko. Nach seinem Maschinenbaustudium an der TU Graz heuerte Hehenberger bei der Firma Villas in Villach an, die damals neben ihrem Kerngeschäft Bitumendichtsysteme begonnen hatte, die Windkraft zu entdecken. Für Villas ging Hehenberger Ende der Achtzigerjahre als Projektleiter für Windkraftanlagen nach Kalifornien. Der einwohnermäßig größte US-Bundesstaat war damals ein Mekka für Windenergiefreaks. Kurz darauf machte sich Hehenberger selbstständig, blieb noch ein Jahr in den USA, wechselte dann auf die Golanhöhen und schlug 1995 mit Gründung der Windtec wieder Wurzeln in Österreich.

Starke Nachfrage

In einem der größten Forschungsprojekte für erneuerbare Energien entwickelte Hehenberger mit seiner Windtec und dem Verbund als Investor Windkraftanlagen mit 1,5 Megawatt Leistung. Nach dem Verbund-Ausstieg und dem Pfleiderer-Intermezzo hatte ab 2004 wieder Hehenberger das Sagen im Unternehmen. Nun ging es mit der Firma, die inzwischen von Völkermarkt nach Klagenfurt übersiedelt war, rasch bergauf. Die in Österreich und weiten Teilen Europas gesetzlich verordneten Einspeisetarife, mittels der die etwas teurere, dafür saubere Windenergie subventioniert wird, ließ die Nachfrage nach Windrädern und damit auch die Auftragsbücher von Windtec anschwellen. Seit vorigem Dezember ist Windtec Teil des US-Unternehmens American Superconductor (Amsc). Im Gegenzug erhielt Hehenberger 1,3 Mio. Amsc-Aktien und wurde zu einem der größten Aktionäre des US-Technologieunternehmens, das an der Nasdaq notiert. Weitere 1,4 Mio. Aktie erhält Hehenberger, der Geschäftsführer der Sparte Wind bleibt, wenn gewisse Wachstumsziele für die kommenden Jahre erreicht werden.

Knapp 30 Mio. Euro hat das Unternehmen im Vorjahr umgesetzt, 70 Prozent entfielen auf das Chinageschäft. Im laufenden Geschäftsjahr, das erstmals vom Kalenderjahr abweicht und am 31. März 2008 endet, sollen es mehr als 40 Millionen Euro werden. Die Zahl der Mitarbeiter will man von derzeit gut 40 bis Jahresende 2007 auf rund 60 und bis Mitte 2008 auf etwa 70 aufstocken. Zusätzliches Wachstum erwartet man in Indien, wo im Mai der Vertragsabschluss für ein größeres Projekt ansteht. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.04.2007)