Wirtschaftswachstum fordert Tribut
Das rasante Wirtschaftswachstum und der damit einhergehende Anstieg des Lebensstandards treiben den Energiebedarf kräftig an. Doch woher nehmen? Aktuell sind vier Atomkraftwerke in Betrieb, weitere fünf Reaktorblöcke mit einer Gesamtleistung von 4.220 Megawatt werden derzeit gebaut. Auch die zahlreichen Wasserkraftwerksprojekte, etwa der berühmte Drei-Schluchten-Damm, sind nicht zuletzt energiepolitisch motiviert. Auch wenn der Umdenkungsprozess nur langsam von statten geht, ist es weniger die Sorge um Risiken, Umweltverschmutzung und -zerstörung als vielmehr die Furcht vor Energieknappheit, die Anfang des Vorjahres einen wahren Öko-Boom auslöste. Das "Renewable Energy Law" sieht vor, dass China bis 2020 ganze 16 Prozent seiner Energien aus erneuerbaren Quellen produzieren wird. 150 Milliarden Dollar liegen dafür bereit.
Auch Österreichs Zuliefer-Industrie wittert ihre Chance. Prominent vertreten ist die Kärntner Firma Windtec mit Sitz in Klagenfurt. Mit dem chinesischen Windkraftanlagen-Hersteller Dalian-Sinovel realisierte Windtec bis jetzt ein Auftragsvolumen von mehr als 20 Millionen Euro, für Gesamt-Asien mit Verträgen mit den Firmen Dongfang, Zelri und Doosan (Südkorea) liegt man bei 25 Millionen Euro.
Pioniergeist
Windtec wurde 1995 gegründet. Ihr Geschäftsführer Gerald Hehenberger hat sich als Pionier der Windkraftnutzung einen Namen gemacht. Bereits vor 20 Jahren entwickelte er ein Anlagekonzept für Windräder auf den Golan-Höhen. Karin Hammer, zuständig für Marketing and Sales bei Windtec: "Die Anlagen waren damals schon ihrer Zeit voraus, entsprechen aber heute nach wie vor dem aktuellen technischen Standard."
Qualität aus Kärnten, die sich bis nach China spricht. Hammer: "Westliche Unternehmen sind in China herzlich willkommen, da diese Möglichkeiten offerieren, vom Westen möglichst schnell und viel zu lernen." Sorge, in einem Land, das als Hochburg der Produkt-Piraterie gilt, um das gelieferte Know-how bestohlen zu werden, hat Hammer nicht: "Es ist chinesische Mentalität, sich schnellstmöglich Know-how anzueignen, d.h. jegliches Wissen aufzusaugen, um es anschließend ehest möglich selbst umzusetzen. Nachdem die Erstellung von Windkraftanlagen aber ein derart komplexes Thema ist, wird es gewiss noch einige Zeit dauern, um selbstständig solche Anlagen zu designen und zu erzeugen."
Die größte Schwierigkeit, sich als ausländisches Unternehmen in der Volksrepublik zu etablieren, sei die Überwindung des interkulturellen Unterschieds. Ansonsten hebt Hammer den Ehrgeiz der Menschen hervor: "Chinesen verfolgen ihre Ziele mit einer großen Hartnäckigkeit und arbeiten fast 24 Stunden am Tag, um westlichen Standards nachzukommen."
Aufwind
Gebaut werden die Anlagen vor Ort. Nach anfänglicher Unterstützung durch ein Windtec-Supporteam übernimmt der Kunde die Wartung selbst. Die Firma hat sich aber nicht allein auf die Entwicklung von Anlagen aufgrund kundenspezifischer Anfragen und Erfordernissen spezialisiert, sondern führt auch Entwicklungen für den Eigengebrauch durch, um diese anschließend als Lizenz zu verkaufen.
Im November 2006 wurde Windtec von dem Technologie-Unternehmen American Superconductor (AMSC) übernommen. Mithilfe des internationalen Partners wollen die Kärntner ihre Marktposition noch stärker ausbauen und die Effizienz steigern. AMSC hält über 300 Patente.
Heute beschäftigt Windtec 47 (2006: 33) Mitarbeiter und verdoppelte im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz im Vorjahresvergleich auf 30 Millionen Euro.