Die Tamarisken an der Isel sollen nach EU-Richtlinie geschützt werden.

Foto: Alpenverein
Innsbruck - Der langjährige Streit um den Schutz der Deutschen Tamariske und ihres Lebensraums an der Isel südlich von Matrei in Osttirol geht weiter. Seit 2001 bemühen sich lokale Organisationen, Umweltdachverband (ÖGNU) und Alpenverein (OeAV) um eine Nachnominierung der Isel als Natura 2000-Schutzgebiet. Jetzt hat die EU-Kommission in einem Mahnschreiben klargestellt, dass sie auf eine Nominierung im Sinne der "Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie" beharrt, Österreich ansonsten mit einer Klage beim EuGH zu rechnen hätte.

Der auch über zahlreiche Gutachten ausgetragene Streit um den Schutz der Tamariske dreht sich darum, ob die selten gewordene Pflanze im Natura-2000-Gebiet Lechtal bereits ausreichend geschützt ist. Ein lange geheim gehaltenes Gutachten der Abteilung Umweltschutz des Landes behauptet dies und bringt auch ein kleineres Vorkommen der Tamariske bei Kals in Osttirol ins Spiel. Dieses Gutachten werde durch eine Stellungnahme des ÖGNU/OeAV-Gutachters Wolfgang Kudrnovsky "in nahezu allen Punkten widerlegt", betonen Gerhard Heilingbrunner (ÖGNU) und Peter Haßlacher (OeAV). "Das Landesgutachten geht auf die Qualität der Bestände nicht ein", kritisiert Wolfgang Retter von Netzwerk Wasser Tirol. Jene an der Isel seien umfangreicher und vitaler.

"Wir gehen davon aus, dass genügend Tamarisken gemeldet sind", sagt Martin Plunger, Büroleiter von Naturschutzlandesrätin Anna Hosp. Die Argumente der EU-Kommission würden nun geprüft, für die Antwort habe das Land bis 23. Mai Zeit. Noch gelassener fällt der Kommentar von Landeshauptmann Herwig van Staa aus: "Wegen eines Mahnschreibens aus Brüssel falle ich nicht in Ohmacht." Die Haltung des Landes dürfte auch mit den Kraftwerksplänen bei Matrei zusammenhängen. Es ist davon auszugehen, dass der Kraftwerksbetrieb den Tamariskenbeständen den Garaus machen würde. (Hannes Schlosser, DER STANDARD - Printausgabe, 20. April 2007)