Foto: Maren Greinke
Auf die Idee, dass die Publizistin und Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) eine gespaltene Persönlichkeit war, wäre man nicht gekommen. Nicole Delle Karth sah sich für ihren Trialog "Verstehen?!" zwecks Interaktion allerdings gezwungen, die verwendeten Zitate aus Arendts Schriften und dem Briefwechsel mit Jaspers oder Heidegger auf mehrere Rollen zu verteilen - ein emotionales Ich (Karola Niederhuber), ein intellektuelles Ich mit Zigarette (Florian Carove) und ein öffentliches Ich (schön hinterfotzig: Tania Golden). Die drei machen sich zusammen auf die Suche nach dem Verstehen. Einen Theaterabend nur auf Gedanken zu begründen ist eine gewagte Idee. Die Inszenierung verlangt daher, dass die Darsteller immer unruhig sind (der Geist in Bewegung). Die andauernden Positionswechsel wirken bald gezwungen, nur die Nachtclub-Szene samt holprigen Tanzschritten und Arendt-Rap ist erfrischend. Davon abgesehen prasseln die klugen Gedanken schwer wie Blei aufs Publikum ein. Das Konzept, Philosophie ins Theater zu verpflanzen, funktioniert so nicht. Am Ende ist ein müder Kopf. Nichts mehr verstehen wollen, bitte ein Bier. (fast / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.4.2007)