Britta Cacioppo, Traude Korosa, Carina Nekolny und Eva Geber in der auf-Redaktion
Foto: Martina Madner
Die Vielfalt der feministischen Medien ist in Österreich eine Große. In einer dreiteiligen Serie stellt die Standard.at deshalb sechs der Medien vor. Den Beginn machen die beiden Ältesten, die "Auf" und die "Frauensolidarität", und klären damit die Frage, warum es überhaupt eigene Frauenmedien braucht.

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Anfang der Siebzigerjahre: Auf den Straßen wird gegen den Paragraf 144, das Verbot der Abtreibung demonstriert, die Rechte von Frauen sind durch ein restriktives Familienrecht beschränkt. Nur zwei Gründe für ca. 20 bis 40 Frauen und ein, zwei Männer – alle sogenannte 68er – sich zu einem emanzipatorischen Arbeitskreis zusammenzuschließen. Aber wie so oft, wurde auch hier nach zwei, drei Treffen klar: "Die Männer haben die Gruppe dominiert und waren die ganze Zeit am Quatschen", erzählt Eva Geber, "deshalb flogen sie auf Mehrheitsbeschluss aus der Gruppe raus. Das war ein Skandal, ein riesen Bahö!"

Dem Zulauf der Gruppe tat das Skandalöse allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil: Viele Frauen hatten bemerkt, dass sich hinter dem Deckmäntelchen der heilen konservativen Familienwelt oft Gewalt und meist die Unterdrückung der Frauen versteckte. Da es im Kampf um mehr Gleichberechtigung Infos braucht, gab es bald Infoblätter. Kurzum: 1974 entstand aus den "Aktionen der Unabhängigen Frauenbewegung" die Frauenzeitschrift "auf". 1.000 Hefte zum Thema "Familie" wurden bei den Demos auf der Straße verteilt, die erste Auflage war bereits nach drei Tagen vergriffen, die Frauen wollten und brauchten die "Auf" als Vermittlerin von Hintergrundwissen.

auf-Redaktion

Eva Geber (66) ist nun seit 1976 beim Blatt mit dabei. Mit ihr besteht die Redaktion heute aus sieben Frauen, darunter Britta Cacioppo (57) und Traude Korosa (41). Das Straf- und Familienrecht hat sich dank Frauenbewegung bis heute zwar in vielen Teilen zugunsten von Frauen geändert, in vielen Bereichen liegt die Situation von Frauen aber immer noch im Argen: "Die Frauenhäuser sind voll und die Einkommensschere wächst", ärgert sich Traude Korosa, deshalb habe sich an den Themen der vier Hefte im Jahr nicht viel geändert. Während anfangs noch Selbsterfahrung im Vordergrund stand, ist es heute eine breite, feministische Analyse der Gesellschaft, "kein akademischer Diskurs, aber trotzdem auf hohem sprachlichen und künstlerischen Niveau", präzisiert Britta Cacioppo.

"Frauensolidarität"

Einige Frauen vermissten allerdings den internationalen Blickwinkel. Deshalb wurde 1982 die "Frauensolidarität" gegründet, die sich speziell mit dem Nord-Süd-Gefälle auseinandersetzt. Denn die damalige Entwicklungshilfe, heute entwicklungspolitische Zusammenarbeit, war fest in männlicher Hand und erst die in die Länder des Südens mitreisenden Frauen entdeckten, dass sich gut gemeinte Maßnahmen anders auf Frauen wie Männer auswirken.

"Ein frauenspezifischer Blick ist deshalb enorm wichtig", ist die heutige koordinierende Redakteurin Helga Neumayer überzeugt. Seit nunmehr 25 Jahren verfolgt und kritisiert die Frauensolidarität die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in den ärmeren Regionen der Welt. Beispielsweise waren Blumenarbeiterinnen in Kolumbien von Beginn an Thema, mit der Wirkung, dass heute Fair-Trade-Siegel ins Bewusstsein vieler gedrungen sind. Da viele Probleme wie zum Beispiel die Arbeitsbedingungen vieler Frauen (und das auch in feministischen Medien) nach wie vor nicht rosig sind, braucht es weiterhin Bewusstseinsschärfung. Doch davon mehr in Teil 2: "an.schläge" und "[sic!]" oder die Frage nach dem eigenen Überleben der feministischen Medienlandschaft. (Martina Madner)