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Dass die Farbe Grün für uns so etwas wie das Symbol des Lebens an sich darstellt, liegt letztendlich am Strahlenspektrum unserer Sonne - und könnte auf anderen Planeten in seiner Bedeutung durch Rot oder Gelb ersetzt werden. Selbst Schwarz könnte anderswo "lebendig" bedeuten, wie Forscher im Wissenschaftsmagazin "New Scientist" berichten.

Seine Bedeutung hat Grün durch die Omnipräsenz Photosynthese betreibender Pflanzen erlangt, die mittels in ihrer Oberfläche eingelagerter Farbstoffe Sonnenlicht auffangen, um es in chemische Energie umzuwandeln. Die verbreitetsten Farbstoffe sind grüne Chlorophylle, weil sie auf das spezifische Spektrum unserer Sonne gleichsam maßgescheidert sind. Der rote (als am reichlichsten vorhandener) und der blaue (als energiereichster) Abschnitt des Sonnenspektrums sind für irdische Pflanzen am einträglichsten - grünes Licht wird in geringerem Maße absorbiert, und so erhalten die Pflanzen ihre charakteristische Farbe. Sähe dieses Spektrum aber grundlegend anders aus, hätte die Evolution aller Wahrscheinlichkeit nach andere Farbstoffe zum Zuge kommen lassen, weil sie das Licht effektiver absorbieren könnten.

Szenarien

Nancy Kiang vom NASA Goddard Institute for Space Sciences in New York entwarf als Gegenbeispiele zwei erdähnliche Planeten, auf denen andere Verhältnisse bestehen. Einer davon umkreist einen Stern, der heller als unsere Sonne ist und deutlich mehr blaues und ultraviolettes Licht emittiert. Hätte sich auf diesem Planeten pflanzliches Leben entwickelt und analog zur Erde im Lauf der Zeit eine Sauerstoffatmosphäre aufgebaut, würde diese durch die entstandene Ozonschicht einen großen Teil des ultravioletten Lichts absorbieren, aber mehr blaues Licht zur Oberfläche durchdringen lassen als auf der Erde. Pflanzen würden sich entwickeln, die hauptsächlich diesen blauen (und teilweise auch den daran angrenzenden grünen) Teil des Spektrums absorbierten - wodurch sie dem Betrachter in leuchtenden "Herbstfarben" wie Gelb, Rot und Orange erschienen - nicht als Zeichen von Austrocknung, sondern als ihre normale Farbe.

Anders die Situation auf einer hypothetischen "Erde", die einen Roten Zwerg umkreist. Ein derart lichtschwacher Stern emittiert vor allem im Infrarotbereich, kaum im blauen Bereich. Bei einem solchen Spektrum würden sich laut Kiang schwarze oder zumindest sehr dunkle Pflanzen am besten schlagen - wobei für unsere Augen auf einem solchen Planeten ohnehin kaum etwas zu sehen wäre ...

Weiter gedacht

Bei Szenario 2 kommt allerdings noch ein anderer Faktor ins Spiel, wie Victoria Meadows vom Virtual Planetary Laboratory, mit dem Kiang zusammengearbeitet hat, hinzufügt: Infrarot ist nicht sehr energiereich - somit ist eher fraglich, ob sich das Pflanzenleben auf dieser Basis bis zu einem Ausmaß entwickeln würde, dass eine Sauerstoffatmosphäre aufgebaut werden kann. Bei einem älteren, ruhigeren Roten Zwerg würde dies keine große Rolle spielen - junge Rote Zwerge flackern jedoch immer wieder auch kurz im ultravioletten Bereich auf; und solche Ausbrüche könnten das planetare Leben gefährden.

Als mögliche evolutionäre Antwort auf dieses spektrale Wechselspiel sieht Meadows zum Beispiel im Wasser lebende Algen, die sich in Ruhephasen des Muttersterns an der Gewässeroberfläche aufhalten, um Photosynthese betreiben zu können - bei einem Ultraviolett-Ausbruch aber in sichere tiefere Schichten absinken würden. (red)