Geschlechterpolitik
Katholische Kirche beschäftigte ZwangsarbeiterInnen
Auch in Österreich während der NS-Zeit
Wien - Auch die katholische Kirche in Österreich habe unter
dem NS-Regime ZwangsarbeiterInnen beschäftigt, berichtet nun das
Nachrichtenmagazin "Format", dessen jüngste Ausgabe am Montag
erscheint. Das Medium beruft sich in seinem Bericht auf Dokumente,
die der ungarische Historiker Szabolczs Szita in deutschen Archiven
gefunden habe. Laut dieser Unterlagen soll der Kardinal von Wien,
Theodor Innitzer, in der NS-Zeit auf seinem Landgut in
Obersiebenbrunn (Burgenland) ZwangsarbeiterInnen beschäftigt haben.
So seien laut aufgefundener Dokumente zwischen Oktober 1944 bis
zum April 1945 jüdische Frauen als Landarbeiterinnen auf Innitzers
Landgut eingesetzt worden. Die Frauen seien im Frühjahr 1944 nach dem
Einmarsch Adolf Hitlers in Ungarn über die Grenze nach
Niederösterreich getrieben worden, um den Arbeitskräftemangel im
"Dritten Reich" zu kompensieren. Die jüdischen ZwangsarbeiterInnen mussten
laut Szita unter schlimmsten Bedingungen arbeiten: "Als Quartiere für
die Häftlingstrupps dienten geräumte Wirtschaftsgebäude, Scheunen,
Ställe, Heuböden, Pferche und Holzlager, überhaupt jegliche Speicher.
Die "Unterkünfte" waren mit Pritschen und Holzbänken, eventuell mit
Eisenbetten oder Strohsäcken ausgestattet".
Wie "Format" weiter berichtet, wurden auch in Archiven des
niederösterreichischen Stift Herzogenburg elf Exemplare von so
genannten NS-Arbeitsbüchern gefunden, in denen festgehalten werde,
dass zwischen 1938 und 1945 vor allem slowakische ArbeiterInnen auf den
Gütern des Stifts tätig waren. Auch in anderen österreichischen
Stiften sollen zudem bereits NS-Arbeitsbücher gefunden worden sein.
Der Propst von Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn, habe gegenüber dem
Nachrichtenmagazin den Fund bestätigt und eine historische
Überprüfung angekündigt. (APA)