Intelligentes Wohnen kann im Bedarfsfall nicht den Feuerlöscher ersetzen, wie diese Aufnahme aus dem Smart Space von One zeigt. Der Mobilfunkbetreiber hat hier intelligente Systeme in eine Wohnung integriert.

Foto: DER STANDARD/One
Spielereien wie der eigenständig bestellende Kühlschrank oder die Waschmaschine, die ein SMS schickt, sind Vergangenheit: Computerwissenschafter aus Linz glauben an Konzepte für intelligentes Wohnen, die weniger auf Spielereien, jedoch mehr auf die sinnvolle Unterstützung im Alltag setzen.

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Wer würde sich das nicht wünschen: Ein System, das erkennt, wenn ein Lichtschalter vergessen wurde, ihn abdreht und beim Sparen hilft. Ein Koffer, der beim Packen an die Krawatte oder das Hemd für die Besprechung erinnert. Computerwissenschafter Alois Ferscha spricht von gedächtnisunterstützenden Systemen für den Alltag. Sie sind ein Bestandteil seines Konzeptes für intelligentes Wohnen (Smart Living).

Der Vorstand des Instituts für Pervasive Computing an der Uni Linz und Leiter des Researchstudios Pervasive Computing Applications glaubt an eine Trendwende bei Smart-Living-Konzepten. Weg von "Sinnbildern für technikverliebte Weltfremdheit", wie es das Magazin Technology Review in seiner März-Ausgabe nannte und hin zur bedarfsorientierten IT-Unterstützung im Wohnungsalltag. Das heißt? Einen Kühlschrank, der automatisch E-Mail-Bestellungen aufgibt, wenn keine Tiefkühlpizza mehr im Gefrierfach liegt, brauche eigentlich niemand. Genauso wenig wie eine Waschmaschine, die ein SMS schickt, wenn sie mit dem Programm fertig ist.

Man wolle ja keine Couchpotatoes heranzüchten, die dann nicht nur zappen, sondern auch auf lustige Einzellösungen im Haushalt zurückgreifen können.

Ferscha beschäftigt sich schon seit Jahren mit integrierten Computersystemen. Heute schwebt ihm unter anderem vor, in der Unterhaltungselektronik "Apparatefreiheit" und eine "in den Alltag integrierte Bedienbarkeit" zu schaffen. Praktisch umgesetzt heißt das: Die Fernbedienung des TV-Geräts ist mit ihrer Vielzahl an Drucknöpfen noch immer "zu technisch". Deshalb hat man gemeinsam mit Telekom Austria kürzlich den kleinen Fernbedienungswürfel namens Cube entwickelt (der Standard berichtete). Durch Drehen, Wenden, Drücken und Schütteln des Cubes kann man die TV-Plattform aon digital TV bedienen, zwischen den Kanälen switchen und das Gerät lauter und leiser stellen.

Mini-Systeme

Eine Integration des Systems in eine Vase wurde ebenfalls bereits vorgestellt. "Wir wollen ein völliges Weggehen von der gewohnten Technik." Weg von der Zappen-mit-dem-Daumen-Technik, hin zu mehr Intuition bei der Bedienung des "Fernsehkastels". Basis dafür war eine Miniaturisierung des Systems, das, so Ferscha, mittlerweile auf eine 2-Euro-Münze passt.

Ein dritter Bestandteil des Smart-Living-Konzeptes von Ferscha wäre die "Emotionszustandserkennung" durch integrierte Sensoren. Wie kann also der MP3-Player abends erkennen, ob man abgespannt oder gut drauf ist, ob man ruhige oder beschwingtere Melodien, ob man Bach oder die Red Hot Chilli Peppers hören will? Derzeit kann Ferscha nur die Frage stellen und weiß noch keine Antwort.

Stimmungen könnten integrierte Systeme vielleicht beim Kochen in der Küche ablesen. "Durch die Heftigkeit der zufallenden Türen", meint Ferscha grinsend. Was aber tun, wenn die Stimmung nicht ablesbar ist?

Aktivitätserkennung

Nützlicher wäre in diesem Zusammenhang freilich eine "Aktivitätserkennung", die ein mit Informationstechnologie unterstütztes Kochen ermöglichen würde. Damit der Schweinsbraten wirklich so wird, wie er im Kochbuch beschrieben wurde und man wirklich keine Zutat vergisst. Wie aber weiß die Küche, was fehlt? Wie könnte die Information an den Koch kommen?

Alois Ferschas Maxime bei all diesen Überlegungen: Technologien in einer "Smart-Living"-Wohnung dürften ganz bestimmt nicht wie Technologien ausschauen. "Der beste PC ist einer, der eigentlich nicht wie ein PC ausschaut." Der User müsse bei der Benutzung der Systeme auch immer die Wahl haben, ob er sie gerade benutzen will oder nicht. Je nach Bedarf und Stimmung. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 18. April 2007)