Joint oder nicht Joint - das ist hier die Frage.

Foto: ORF/Domenigg
Neue Aufregung rund um "Mitten im Achten". Während die neue ORF-Serie bisher vor allem auf Grund ihrer geringen Einschaltquoten auf sich aufmerksam machte, sorgt derzeit eine Szene aus der Montagsfolge für Diskussionen unter Publikum, Stiftungsräten und Suchtberatern bis hin zur Gesundheitsministerin. Stein des Anstoßes: Die jugendlichen WG-Bewohner Lukas und Michi rauchten eine selbstgedrehte Zigarette, die von vielen Zusehern eindeutig als Joint identifiziert wurde.

"Mehr Sensibilität und Vorbildwirkung"

Persönlich habe sie die Folge nicht gesehen, sagte Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V) der APA. "Sollte aber ein Joint zu sehen gewesen sein, oder eine Zigarette, die als solcher missinterpretiert werden könnte, erwarte ich mir mehr Sensibilität und Vorbildwirkung vom ORF." Sie selbst sei gerade dabei, sich das Rauchen abzugewöhnen, die Vorbildwirkung vor allem Jugendlichen gegenüber, läge ihr besonders am Herzen. "Damit sollte auch der ORF sensibel umgehen, gerade, wenn er eine junge Zielgruppe ansprechen will."

Konkret zeigt die kritisierte Szene der fünften "MiA"-Folge laut Drehbuch folgenden Ablauf: Die zwei Burschen sitzen am Boden vor ihrer Waschmaschine und teilen sich jene (Joint?-)Zigarette. In der Waschmaschine dreht sich ein mit schmutzigem Geschirr gefüllter Polsterbezug. Lukas und Michi rauchen und führen dabei folgendes sinnstiftendes Gespräch: Lukas: Schau das blaue... Michi: Cool... Lukas: Verdammt cool... Lukas (langsam): Und die fangt sicher nicht an zum Schleudern? - Michi: Nicht im Gewirrwaschgang (sic!) - Sie kudern los.

Mehr Zigarette als Joint

Der ORF betont indes, es handle sich bei der gezeigten Szene weder um Drogenkonsum, noch gebe es "Rauschgift am Set", so Kommunikationschef Pius Strobl. Vielmehr wurde eine "Anmutung" gezeigt, die die Fantasie anregt. "Was hier jeder interpretiert hängt mit dessen persönlichen Erfahrungswerten zusammen", so Strobl. Wer noch nie einen Joint gesehen habe, werde hier auch kaum einen erkennen. Ähnlich sah das auch Karl Krammer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat. Er habe die Serie nicht verfolgt, habe sich aber von mehreren Augenzeugen sagen lassen, dass das angebliche Corpus Delicti mehr einer Zigarette als einem Joint gleiche. Es handle sich bei der Aufregung wohl eher um einen "Sturm im Wasserglas", meinte Krammer. Sollte die künstliche Aufregung der Serie allerdings zu Quoten verhelfen, "freue ich mich nur".

Stiftungsrat Franz Medwenitsch, Leiter des ÖVP-"Freundeskreis", beurteilte die Angelegenheit weniger stoisch. Drogen hätten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keinen Platz. Sollte es sich um einen Joint gehandelt haben, müsse das Thema in jedem Fall den Jugendschutzbeauftragten des ORF und die Gremien, insbesondere den Publikumsrat, beschäftigen. Der ORF dürfe keine Jugendlichen zeigen, die Drogen konsumieren, "dafür ist das Thema zu ernst", so Medwenitsch. Er hoffe außerdem, dass es sich hier nicht um eine "gezielte Provokation handelt, um mehr Aufmerksamkeit auf 'Mitten im Achten' zu lenken, das eine deutliche Reichweitenschwäche hat".

Langthaler: "Nicht besonders klug"

Wenig Begeisterung zeigte auch die grüne Stiftungsrätin und Nachfolgerin von Pius Strobl im Aufsichtsgremium, Monika Langthaler: "Für besonders klug vom ORF halte ich das nicht. Man sollte junge Leute weder zum Rauchen, noch zum Joint-Rauchen, noch zum Trinken animieren", betonte Langthaler, die die Serie allerdings ebenfalls nicht gesehen hatte. Kritik gab es in dem Zusammenhang auch am "Extrazimmer", in dem ebenfalls geraucht und getrunken werden darf. "Das stört mich wahnsinnig und es ist weder cool noch innovativ", so die grüne Stiftungsrätin.

Michael Musalek vom Anton-Proksch-Institut erklärte im Gespräch mit der APA, dass Abbildungen von Drogenkonsum eindeutig die so genannte "Verfügbarkeit steigern". Ob Menschen, insbesondere aber Jugendliche, zu Drogen greifen, hänge mitunter davon ab, "ob es in ist, so etwas zu tun". Stellt man Drogenkonsum etwa in einer TV-Serie als sympathisch dar, steigert das die Verfügbarkeit eindeutig. Ein Urteil darüber, ob das öffentlich-rechtliche Fernsehen solche Dinge in einer Eigenproduktion zeigen darf oder nicht, wollte und konnte Musalek allerdings nicht abgeben. "Das kann ein Suchtexperte nicht beurteilen." (APA)