Bukarest/Sofia - Der EU-Beitritt von Bulgarien und Rumänien zu Beginn des heurigen Jahres hat zu Verschiebungen auch im wirtschaftlichen Bereich geführt. So spannt Rumänien Bulgarien Investoren aus, während bulgarische Hotels Arbeitskräfte aus Rumänien ins Land holen.

Offshoring nach Rumänien

Seit Jahresbeginn sind in Bulgarien mehrere Fälle von bereits im Lande niedergelassenen ausländischen Investoren bekannt geworden, die ihre Produktion ins benachbarte Rumänien verlagern wollen. Erst vor einer Woche wurde mitgeteilt, dass der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern Unilever seine bulgarische Margarinefabrik Kaliakra in Dobritsch schließen und die Produktion ins rumänische Ploiesti verlagern will. Auch der finnische Amer-Konzern, Muttergesellschaft des Salzburger Skiherstellers Atomic und der französischen Salomon, verlagert seine Skischuh-Produktion vom bulgarischen Tschepelare in die Salomon-Fabrik in Rumänien. Das berichtete das staatliche bulgarische Radio. Atomic-Produkte wurden seit einem Vierteljahrhundert in Tschepelare produziert, künftig sollen nur noch Skier und Snowboards erzeugt werden.

Im Februar erhielt die Agrana Zucker GmbH von der bulgarischen Wettbewerbsbehörde die Genehmigung für eine Beteiligung an der Zuckerfabrik Zaharni Zavodi in Gorna Orjahovica (Nordbulgarien). Künftig könnte ein Teil der Zuckerproduktion von Gorna Orjahovica nach Rumänien verlagert werden. Ende März wurde bekannt, dass der finnische Handy-Produzent Nokia im rumänischen Cluj 60 Mio. Euro in ein neues Werk investieren will.

Jobs im Tourismus

Bulgarien lockt auch rumänische Arbeitskräfte ins Land. Die Badeorte im nördlichen Teil der bulgarischen Schwarzmeerküste werden in der heurigen Tourismussaison an akutem Personalmangel leiden. Die bulgarischen Hotelbetreiber wollen deshalb rund 1500 Arbeitskräfte aus Rumänien und Moldau einstellen, wie die bulgarische Nachrichtenagentur Novinite berichtete.

Dabei steigt der Netto-Durchschnittslohn in Rumänien sukzessive an. Im Februar 2007 lag er bei 941 Lei (281 Euro) und war damit nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts um 2,5 Prozent höher als im Jänner. Gleichzeitig sanken die Lohnstückkosten um 0,04 Prozent. (APA, red, DER STANDARD print, 17.4.2007)