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Zeremonie in der Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem

Foto: Reuters/Yonathan Weitzman
Jerusalem/Wien - Israel hat am nationalen Holocaust-Gedenktag ("Yom HaShoah") der sechs Millionen von den Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs ermordeten Juden gedacht. Landesweit hielten am Montag um 10.00 Uhr Ortszeit (9.00 Uhr MESZ) die Menschen auf den Straßen für zwei Gedenkminuten inne und gedachten der Opfer.

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen, darunter auch in der Erinnerungsstätte Yad Vashem, hatten bereits am Sonntagabend begonnen. Israels amtierende Präsidentin Dalia Itzik bezeichnete den Holocaust als "Kainsmal" und "Schandfleck der Menschheit".

250.000 leben unter der Armutsgrenze

Zentrales Thema in den israelischen Medien ist in diesem Jahr das Problem verarmter Holocaust-Überlebender in Israel. Nach Informationen des Zentralverbandes der Holocaust-Überlebenden lebt mehr als ein Viertel der etwa 250.000 Überlebenden unterhalb der Armutsgrenze. Viele von ihnen seien Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, die aus bürokratischen Gründen zum Teil keine Entschädigungszahlungen bekämen.

Im israelischen Parlament wurden vom Vormittag an unter dem Motto "Jeder Mensch hat einen Namen" die Namen von Opfern der Judenvernichtung verlesen. Die zentrale Gedenkveranstaltung begann am Nachmittag in Yad Vashem in Jerusalem.

Bei der Eröffnungszeremonie zum Holocaust-Gedenktag in Yad Vashem hatte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert am Sonntag vor denjenigen gewarnt, "die noch keine Lehren aus der Shoah gezogen haben".

Der Yad-Vashem-Mitarbeiter und frühere Justizminister Yosef Lapid warnte vor Untätigkeit angesichts neuen Völkermords wie in der sudanesischen Krisenprovinz Darfur. "Wir brauchen einen Alarmschrei angesichts des Genozids, der sich in Darfur vollzieht", sagte er.

Außerdem warnte er vor dem iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, dem die Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten nicht reiche. "Er ist überzeugt, dass in Israel immer noch sechs Millionen Juden zu viel sind", sagte Lapid.

"Marsch der Lebenden" in Polen

In Polen nahmen rund 7000 junge Juden aus Israel und der ganzen Welt am "Marsch der Lebenden" zur Erinnerung an die Opfer des Holocausts teil. Wie bereits in den Vorjahren zogen sie durch das Lagertor des Konzentrationslagers Auschwitz mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei". In einem Schweigemarsch gingen sie von dort in das ehemalige deutsche Vernichtungslager Birkenau, das größte der nationalsozialistischen Todeslager.

Während die Teilnehmer des Marsches die Lagerrampe entlangzogen, an der die SS-Mannschaften über Leben oder sofortigen Tod ankommender Häftlinge in der Gaskammer entschieden, wurden Namen, Alter und Herkunftsorte von Holocaust-Opfern über Lautsprecher verlesen. Allein in Auschwitz-Birkenau haben die Nationalsozialisten mehr als eine Million Juden ermordet.

Der Marsch der Lebenden wurde von dem israelischen Minister Rafi Eitan angeführt, der einst die Festnahme des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann geleitet hatte. Auch Vertreter des polnischen Innen- und Erziehungsministerium nahmen an dem Marsch teil. Viele der jugendlichen Teilnehmer trugen israelische Fahnen, die Gruppen wurden zum Teil von ehemaligen Auschwitz-Häftlingen begleitet.

Gedenken auch in Wien

In Wien gedachten in der Zwi-Perez-Chajes-Schule Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse des Realgymnasiums der Opfer der Shoah gemeinsam mit sechs Überlebenden des Holocaust, die jeweils eine Kerze in Erinnerung an die Ermordeten entzündeten. In der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) wurde eine Schweigeminute abgehalten. 80.000 Österreicher wurden von den Nazis zwischen 1938 und 1945 ermordet.

Israel begeht den nationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust und die Helden des Widerstandes -"Yom HaZikaron LaShoah VeLaGvura" (Yom HaShoah) - jedes Jahr am 27. Nissan (Monat des jüdischen Lunisolar-Kalenders), der in diesem Jahr auf den 16. April fiel. (APA/dpa)