ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz

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"Wir brauchen jetzt gute Nerven und Zeit", diagnostiziert ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz am Freitag, wenige Tage nach dem Start der Programmreform, im APA-Gespräch. Wenig übrig hat Lorenz für "Tages- und Stundenbefunde" zu den Quoten der neuen Sendungen. "Da sind alle guten Befunde so unrepräsentativ wie die Schlechten." Eine erste Bilanz über die Reform sei deshalb nicht vor Juni zu ziehen.

"Ruck zuck rauf und runter"

In kommender Zeit werden sich die Quoten sicherlich noch "ruck zuck rauf und runter bewegen, aber man kann die Rechnung ja auch nicht ohne den Wirt machen", ist Lorenz überzeugt. Und dem Wirt, also dem Zuschauer, sei es "nicht zuzumuten, sich innerhalb weniger Tage auf ein völlig neues Programm einzurichten. Damit habe ich auch nie gerechnet." Hinzu komme das sommerliche Wetter, das die Österreicher ins Freie statt vor den Fernseher zieht, und das beim Programmdirektor deshalb auf wenig Gegenliebe stößt. "Eine Programmreform zu Beginn des Sommers zu starten ist an sich nicht nur vernünftig zu begründen", gab er zu. Allerdings hätten der Druck des Publikums und der Zustand des Hauses ein längeres Zuwarten nicht zugelassen, auch wenn ein "Septemberstart sicherlich klüger und sicherer gewesen wäre".

"MiA" nicht vorschnell beurteilen

In Summe ist Lorenz mit dem Start der Reform aber zufrieden. Schlüsse über die eigenproduzierte Sitcom "Mitten im Achten" zu ziehen, die ja mehr junge Zuseher in den ORF zurückholen soll, ihre Zuseherzahlen in den ersten drei Tagen allerdings fast halbiert hat (von 364.000 auf 187.000), findet Lorenz zu voreilig. Man müsse nun in Ruhe abwarten, wie sich "MiA" entwickelt. Eine erste Bilanz könne man ab Mitte Juni ziehen. Dann geht die Serie aus finanziellen Gründen in die Sommerpause und auf dem Vorabendsendeplatz werden die ersten Folgen wiederholt, "was nicht nur glänzend, aber absolut notwendig ist", räumte Lorenz ein.

Ab Juni bzw. September, wenn neue Folgen von "MiA" ausgestrahlt werden, müsse man eine Entscheidung treffen, "ob man die Serie durch das ganze nächste Jahr durchführen will, was mein Plan wäre." Die Entscheidung hänge aber davon ab, ob sich die Sitcom etabliert und inwiefern sie ein kommerzieller Erfolg ist. Und diese Frage könne man nicht gelöst von der "Zeit im Bild" beurteilen. "Wenn wir auf Dauer in diesem Zeitraum die Seher halten oder zwei bis drei Prozent Marktanteil dazugewinnen, ist es gut. Wenn es nachher weniger geworden ist, dann haben wir einen Fehler gemacht und der Plan hat nicht funktioniert." Derzeit sei hier aber noch keine Tendenz ablesbar. (APA)