"Aktion Scharf" gegen frei laufende Hunde: In Wien wurde erstmals eine Hundebesitzerin arretiert. Sie soll sich gegen die Staatsgewalt widersetzt haben. In Oberösterreich fiel indes ein vermeintlich harmloses Schoßhündchen einen Gendarmen an. Dorothee Sippell und Christoph Prantner berichten. Wien/Ried - "In Zukunft wird von der Polizei nicht mehr weggeschaut werden" - das kündigte Hundestadtrat Fritz Svihalek nach dem Wiener "Kampfhunde-Gipfel" vergangene Woche an. Inzwischen hat die Exekutive nicht nur hingeschaut, sondern auch gleich arretiert. Wie Freitag bekannt wurde, ist erstmals eine Hundehalterin festgenommen worden, die ihr Tier frei laufen ließ. Vergangenen Mittwoch war Bianca F. mit ihrem Mischling - Spaniel und Schnauzer - im Grünland an der Liesing (23. Bezirk) unterwegs. Rino trug weder Beißkorb, noch war er angeleint. Eine Polizistin auf Streife hielt Frau F. an, diese leinte Rino an. "Damit", so die Hundebesitzerin, "war die Sache für mich erledigt." Für die Beamtin nicht. Die wollte einen Ausweis sehen. Die Frau ignorierte das, es kam zu einem Gerangel, Verstärkung wurde angefordert, die Halterin sechs Stunden arretiert. "Die Dame bekommt eine Verwaltungsstrafe wegen Verstoßes gegen das Leinengebot und eine Anzeige wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt", erklärt der Liesinger Stadthauptmann Otto Fussek im Gespräch mit dem Standard. F. habe der Beamtin einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. "Ist nicht wahr", rechtfertigt sich diese, "da war nur ein Gerangel. Die Polizistin hatte nicht das Recht, mich festzuhalten." Fussek ist anderer Ansicht: "Eine Amtshandlung ist zu Ende, wenn der Amtshandelnde das sagt. Die Frau wollte, ohne ihr Strafmandat abzuwarten, einfach gehen." Und überhaupt: Seit Anfang Juli gebe es Schwerpunktkontrollen von Hundehaltern, dabei werde festgestellt, dass diese "schon sehr von sich selber überzeugt sind". Begegnung mit Biss Zu einem weiteren Konflikt Hund gegen Ordnungshüter kam es indes Donnerstag bei Waldzell (Ried im Innkreis). Gendarm Walter Hager wurde angesprungen und am Knie gebissen, als er eine Lenkererhebung durchführen wollte. Allerdings: Der angreifende Hund maß 20 Zentimeter und gehörte zur Rasse der Malteser, die weniger zum Kampf- als zum anschmiegsamen Schoßhund taugt. Sein Opfer (Körpergröße 1,95 Meter) fühlte sich auch zunächst sicher: "Ich bin überhaupt nicht erschrocken, als der Hund auf mich zurannte - Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass so ein kleiner Hund beißen kann!", erzählte Hager. Es kam anders. Hager: "Vielleicht bringt er’s ja mal zum Kampfhund." Die Bisswunde ließ sich der Gendarm inzwischen ambulant versorgen. Sein abgebrühtes Fazit: "Ich bin zuvor schon zweimal gebissen worden, Angst vor Hunden habe ich trotzdem nicht." Die Lenkererhebung beim Frauerl des Maltesers (sie muss wegen des Bisses mit einer Anzeige rechnen) wird Hager nächste Woche nachholen. "Der Hund wird mich bestimmt wiedererkennen!", vermutet der Gendarm.