Der Computer wird mit dem Mund gesteuert, das Know-how dafür kommt aus Wiener Neustadt

Foto: IntegraMouse
Wien - Wer eine herkömmliche Computermaus nicht mit der Hand bedienen kann, etwa aufgrund einer Querschnittlähmung, ist auf IntegraMouse angewiesen. Das Gerät reagiert auf Saugen und Blasen der Lippen. Erfunden wurde es in Wiener Neustadt von den Forschern der Austrian Research Centers (ARC) - laut ihrem Vertriebschef Walter Ettel auf Anregung von Anwendern.

Bei der Umsetzung kommen kleinere Betriebe zum Zug. "Auch solche, die von sich aus nicht in den Medizintechnikbereich gehen würden", beschreibt Ettel eine der Ideen, die den Technopolen Wiener Neustadt, Tulln und Krems zugrunde liegt. Mit ihrer Hilfe und Förderprogrammen will Niederösterreich zum High-tech-Standort werden.

Wachsende Gesundheit

Die Medizintechnik ist ein Pferd, auf das man zu Recht setzt, sagen Marktbeobachter. Sie sehen Zuwachsraten von bis zu sieben Prozent und die Gesundheit als einen der wachstumsstärksten Märkte.

In Wiener Neustadt arbeiten Wissenschafter mit der Fachhochschule und Forschungseinrichtungen mit Fördermitteln des Landes zusammen. "Wir finden am Technopol ein gutes Umfeld, weil die Kontaktanbahnung zu Unternehmen erleichtert wird, die Infrastruktur passt und für Vernetzung gesorgt ist", lobt Ettel.

Vorzüge, die auch Biotec Systems im Kremser Bio Science Park sieht. Das dortige Zentrum für Biomedizin stellt Laborflächen zur Verfügung. Die Donau Uni beherbergt das Zentrum für Biomedizinische Technologie, die IMC Fachhochschule bietet einen passenden Studiengang.

Biotec Systems entstand als Spin-out der Donau-Uni. Die Entwicklung eines Projektes rund um eine "künstliche Leber", die als Unterstützung bei Patienten mit akutem Leberversagen eingesetzt wird, begann laut Firmenchef Wolfram Strobl im universitären Umfeld. Heute arbeite Biotec Systems kostenneutral und erwirtschafte einen niederen einstelligen Millionenbetrag. Für die Kapitaldecke sorgt die deutsche Mutter, Fresenius Medical Care. "Wünschenswert wären mehr Direktförderungen" findet Strobl.

Hüftgelenk aus Mödling

Ohne Förderungen kommt Falcon Medical, Mödlinger Spezialist für die Herstellung künstlicher Hüftgelenke, aus. "Das dauert zu lange und ist zu kompliziert", winkt Firmenchef Josef Riedler ab. Zwei bis drei Mio. Euro kostet die Entwicklung eines Hüftsystems, vier Mio. setze er mit 13 Mitarbeitern jährlich um.

"Wir gehören zu den kleinen, die großen Fische kommen aus Amerika. Um sich durchzusetzen, muss man sich Spezielles überlegen", sagt Riedler. Eine Einschätzung, die Ettel teilt. Doch die kostenintensive Forschung und Entwicklung biete auch Chancen für KMU, weil die großen Unternehmen viele Nischen nicht mehr bedienen. (Regina Bruckner, DER STANDARD print, 13.4.2007)