Wien – Dreimal gab es einen Antrag bei der Bezirksvorstehung Leopoldstadt, dreimal wurde er abgelehnt. Die Arnezhoferstraße heißt weiter Arnezhoferstraße. Benannt nach Johann Ignaz Arnezhofer (1617-1679), Priester – und Antisemit. Der ersten Pfarrer der Kirche St. Leopold war als "Kommissär zur Regelung israelitischer Angelegenheiten" für die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung mitverantwortlich. Dass nach ihm eine Straße benannt wurde, hat er – wohl wenig überraschend – Bürgermeister Karl Lueger zu verdanken.

Für einige Anrainer und Künstler ist das alles ein unhaltbarer Zustand. Am 20.April machen sie das in einer Kunstaktion kurzerhand selbst. "Wir werden die Straßenschilder überkleben und das zuständige Postamt über den neuen Namen in Kenntnis setzen", sagt eine der Initiatoren, Tina Leisch. Die Straße wird dann nach der Widerstandskämpferin Selma Steinmetz heißen. Gleichzeitig sammle man Unterschriften für die Umbenennung, sagt Leisch, ein Antrag für die Bezirksvorstehung werde auch ausgearbeitet – der vierte also.

Ob der notwendig ist, wird sich zeigen. Vom Umbenennen hält Bezirksvorsteher Gerhard Kubik_(SPÖ) zwar noch immer nichts, denn: "Es gibt Gründe, die für die Bewohner sprechen. Die ,müssten ihre kompletten Urkunden ändern, ihre Visitenkarten, Briefköpfe, Firmenstempel und so weiter", zählt Kubik im Gespräch mit dem STANDARD auf. Betroffen seien viele: Kubik schätzt, dass in der Straße zwischen der Venediger Au und dem Max Winter Platz, 400 Menschen leben. Daher schlägt der Bezirkschef eine Alternative vor: Seit Anfang des Jahres arbeite das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes alle Straßennamen des Bezirks auf. Ist die Liste fertig, will Kubik "belastete" Straßennamen nicht ändern, sondern mit Erklärungen ergänzen. (Peter Mayr, DER STANDARD - Printausgabe, 13. April 2007)