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Dichter Hubschrauberverkehr über der schwer bewachten Grünen Zone, nachdem sich ein Selbstmordattentäter in der Kantine des irakischen Parlaments in die Luft sprengte.

Foto: APA/epa/Ali Haider

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Das irakische Parlament: Als die Abgeordneten nach Sitzungsende in die Cafeteria gingen, explodierte eine Bombe.

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Einem Attentäter gelang es, einen Sprengsatz in der Cafeteria des irakischen Parlaments in Bagdad zu zünden. Mindestens acht Menschen starben. Gerüchte über einen bevorstehenden Anschlag in der „Grünen Zone“ kamen in den vergangenen Tagen auf. Inzwischen hat sich die Al-Kaida zu dem Anschlag bekannt.

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Was Donnerstagnachmittag in Bagdad geschah, hielten Sicherheitsexperten lange für undenkbar: In der Cafeteria des Parlamentsgebäudes in der stark gesicherten „Grünen Zone“, explodierte eine Bombe, riss wenigstens acht Abgeordnete in den Tod und verletzte mindestens zehn.

Einer der Toten ist der sunnitische Parlamentarier Mohammed Awad, ein anderer soll der regierenden Schiitenallianz angehört haben. Die Bombe explodierte gegen 15 Uhr Ortszeit, als die Parlamentssitzung zu Ende war und die Abgeordneten sich in die Cafeteria kamen. Unklar war zunächst, ob es sich um einen Sprengsatz handelte, der in der Nähe der Theke der Cafeteria platziert und gezündet wurde, oder um einen Selbstmordattentäter, der sich und andere in die Luft sprengte.

Al Kaida bekennt sich zum Anschlag

Die Terrororganisation Al Kaida hat sich einem Bericht des US-Nachrichtenmagazins "Time" zufolge inzwischen zu dem Anschlag im irakischen Parlament in Bagdad bekannt. Innerhalb einer Stunde nach der Explosion sei ein Schreiben auf der Website "muslim.net" erschienen, in dem die von Al Kaida kontrollierte Organisation "Islamic State in Iraq" (Islamischer Staat im Irak) den Anschlag als eine "Botschaft an alle" bezeichnete, "die mit den Besatzern und ihren Agenten zusammenarbeiten".

Regierung prüft Sicherheitsmaßnahmen

Die irakische Regierung hat nach dem Anschlag eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Der Selbstmordattentäter habe gezielt Mängel an einem Kontrollposten genutzt, sagte Iraks Militärsprecher General Kassim Mussaui am Donnerstag.

Brücke gesprengt

Schon am Morgen wurde die irakische Hauptstadt von einer heftigen Detonation erschüttert. Ein mit Sprengstoff vollbeladener Lastwagen explodierte mitten auf der Sarafiya-Brücke über den Tigris, riss die Eisengerüste auseinander und brach in Stücke. Die Brücke ist eine wichtige Verbindung im Norden Bagdads zwischen den zentralen Stadtteilen Waziriya und Utafiya und wurde ursprünglich als Eisenbahnbrücke gebaut. Durch die Explosion stürzten unzählige Fahrzeuge in den Fluss. Zehn Menschen wurden getötet und mindestens 26 verletzt. Der Anschlag ereignete sich zur Hauptverkehrszeit. Auf der Brücke stauten sich die Wagen.

Strenge Sicherheitskontrollen

Das Parlamentsgebäude galt bisher als sicher. Am Rande der so genannten „Grünen Zone“ gelegen, wurde es wie alles dort streng bewacht. Nur Personen mit speziellen Ausweisen dürfen sich in die Nähe des Gebäudes wagen. Die ersten Kontrollpunkte sind bereits 500 Meter entfernt installiert. Stacheldraht, Betonstelen und Sandsäcke umgeben das „Convention Center“, das zu Zeiten Saddam Husseins bereits für Konferenzen und Versammlungen genutzt wurde. Dreimal wenigstens werden Pass und Ausweis kontrolliert, zwei Leibesvisitation durchgeführt und mitgebrachte Taschen auf einem Förderband geröntgt. Neu in der Kette der Sicherheitsmaßnahmen ist eine Durchleuchtungskammer, die der Passant betreten muss und die Sprengstoffgürtel entdecken soll.

Seit dem Inkrafttreten des neuen Sicherheitsplans für Bagdad am 14. Februar sollte nichts mehr dem Zufall überlassen bleiben. Doch seit Tagen gab es Gerüchte, dass ein größerer Anschlag in der Grünen Zone geplant sei. Abgeordnete werden beim Betreten des Geländes aber nicht durchsucht. Sie genießen, zumindest was Leibesvisitationen angeht, eine gewisse Immunität. Es ist auch nicht das erste Mal, dass eine Bombe in der Grünen Zone explodiert. In den USA löste indes die Entscheidung von Verteidigungsminister Gates, die Dienstzeiten der Soldaten im Irak von zwölf auf 15 Monate auszudehnen, eine politische Debatte aus. (Birgit Svensson aus Bagdad/DER STANDARD, Printausgabe, 13.4.2007)