München - Der europäische Konjunkturmotor läuft nach Einschätzung von Experten auch in den kommenden Monaten auf Hochtouren. Nach einem Wachstum um voraussichtlich 0,5 Prozent in den ersten drei Monaten zum Vorquartal werde die Wirtschaft in der Eurozone im zweiten und im dritten Quartal um jeweils 0,6 Prozent zulegen, prognostizierten das Münchner ifo Institut, das französische INSEE und das italienische ISAE am Donnerstag in einer Gemeinschaftsstudie. Der Aufschwung werde auch zu einer weiteren Verbesserung am Arbeitsmarkt führen.

Im ersten Quartal fiel das Wachstum zwar vor allem wegen der Mehrwertsteuer-Erhöhung in Deutschland etwas gebremst aus. Im Schlussquartal 2006 hatte es noch 0,9 Prozent betragen. Die Zuwachsrate fiel mit voraussichtlich 0,5 Prozent aber höher aus als von den Konjunkturexperten ursprünglich erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Wirtschaft in der Eurozone im ersten Quartal den Berechnungen zufolge um 3,0 Prozent.

Es wird mehr konsumiert

Der Konsum ziehe nun kräftig an. Die Inflationsrate sei zwar im ersten Quartal leicht auf 1,9 Prozent gestiegen. Schon im zweiten Quartal werde sie aber auf 1,6 Prozent zurückgehen.

Vorjahr lief besser als erwartet

Zudem ist das Wirtschaftswachstum der EU-Staaten Ende 2006 stärker ausgefallen als zunächst angenommen. Das europäische Statistikamt Eurostat veröffentlichte am Donnerstag in Luxemburg revidierte Zahlen, wonach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Gesamt-EU im vierten Quartal vergangenen Jahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent wuchs. Bei der ersten BIP-Schätzung vor fünf Wochen war Eurostat noch von einem Wachstum um 3,4 Prozent ausgegangen. Für die Länder der Eurozone wiesen die Statistiker ein Plus von 3,3 Prozent aus.

Im vierten Quartal 2006 wuchs die Wirtschaftsleistung verglichen mit dem dritten Quartal demnach sowohl in der Eurozone als auch in der Gesamt-EU um 0,9 Prozent. Vor allem Exporte und Investitionen stiegen an, was auf ein wachsendes Vertrauen der Unternehmen in die Konjunkturentwicklung hindeutet.

Plus bei Investitionen

Das Plus bei den Investitionen im vierten Quartal 2006 zum Vorquartal gab Eurostat mit 1,5 Prozent für die Eurozone und 1,8 Prozent für die damals 25 EU-Staaten zusammen an. In den drei Monaten zuvor hatten diese Werte noch bei 0,9 beziehungsweise 1,2 Prozent gelegen. Die damals zwölf Länder der Eurozone steigerten ihre Exporte im vierten Quartal zum Vorquartal um 3,6 Prozent, die EU-Staaten insgesamt führten 3,0 Prozent mehr Waren aus. Im dritten Quartal lag ihr Plus noch bei 1,9 und 0,2 Prozent.

Die Wirtschaft der EU wuchs damit stärker als das BIP ihrer wichtigen Wirtschaftspartner USA und Japan. Die Amerikaner schafften nach Eurostat-Angaben im vierten Quartal 2006 im Vergleich zu 2005 ein Plus von 3,1 Prozent, die Japaner erzielten einen Zuwachs von 2,5 Prozent.

Deutschland als Lokomotive

Deutschland erwies sich dabei als Wirtschaftslokomotive: Sein Plus von 3,7 Prozent lag über dem europäischen Durchschnitt. Die stärksten Zuwächse verzeichneten Lettland (plus 11,7 Prozent) und Estland (plus 11,2 Prozent) vor der Slowakei (plus 9,6 Prozent). Am wenigsten wuchs das BIP in Portugal mit 1,7 Prozent und Frankreich mit 2,5 Prozent. Auch Großbritannien blieb mit 3,0 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt der Gesamt-EU. (APA)