Danny & Dusty: "Cast Iron Soul" (Hoanzl)

Foto: Hoanzl

Karl Fluch erinnert und freut sich – und braucht dabei öfter mal ein Taschentuch.

"Time Ain't Nothing" von Green on Red kam immer zuerst. Gefolgt von "The Side I'll Never Show" von The Dream Syndicate. Und schließlich als Krönung Song For The Dreamers von Danny & Dusty. Diese drei Wunder nahm der Autor dieser Zeilen als käsiger Teenager Ende der 80er-Jahre allen Menschen auf, die – auf Nachfrage oder auch nicht – von ihm mit Kassetten beglückt wurden. Jene urzeitlichen Musikinformationsträger, die man damals auch als Vermittler höherer Botschaften ansah und die mit viel Herzblut und persönlichem Irrsinn zusammengestellt wurden.

Das besonders an diesen drei Nummern war, dass sie von US-Roadmovies und -Literatur ausgelöste Sehnsüchte und Fantasien in kurze Wahrheiten transformierte. Mit all den teuren Versprechungen des Lebens und all seinen Enttäuschungen, die es gratis dazuliefert. Diese drei Songs wurden quasi von einer Großfamilie hervorgebracht: Und als Spaßprodukt fiel das Album The Lost Weekend von Danny & Dusty ab. Danny war Dan Stuart von Green On Red, Dusty nannte sich Steve Wynn vom Dream Syndicate, der Rest waren Typen von den Long Riders, auch so eine Band, und Chris Cacavas, der das gottvolle Piano für Song For The Dreamers beisteuerte. Green On Red und The Dream Syndicate kann man sich als Vorläufer heute hipper Bands wie Bright Eyes oder Wilco vorstellen, die kurz nach Punk dessen Esprit mit traditionellem Rock kurzschlossen, Marke Dylan, Stones, The Band, CCR – aber eben mit Pfiff!

Gut 22 Jahre nach dem Gipfeltreffen dieser charmanten Loser-Bands taten sich die zwei sichtlich gealterten, aber nur mäßig "gereiften" Herren nun erneut zusammen und beschwören auf Cast Iron Soul noch einmal den Spaß herauf, den sie damals hatten. Und siehe da: Es funktioniert! Auf Basis gut abgehangener und stellenweise von Bläsern unterstützen Rock-'n'-Roll-Hadern schaffen sie eine Musik, die, könnte man sie live erleben, in einen dieser Abende münden würde, deren Zeche man vor allem am nächsten Morgen bezahlt: Aspirin forte, Sie verstehen. Helden wie Warren Oates und Karen Black wird ein Ständchen gesungen, man wundert sich über angebliche Good Old Days, bekennt gemeine Wesenszüge zu sattem Rhythm 'n' Blues ein, bedankt sich für die guten und die schlechten Zeiten – und hat dabei eine verdammt gute Gegenwart. Ein Weltwunder wie Song For The Dreamers ist nicht dabei, für glänzende Äuglein reicht's stellenweise aber immer noch. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.4.2007)