Wedding-Planerin Michaela Honsies steht Brautleuten bei

Foto: Martin Fuchs

Ringe, Blumen, Menü,...

Foto: Elegant Events

...Torte, Tischschmuck, Parkplatz...

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Schier endlos scheint die Liste der zu checkenden Dinge für den großen Tag

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Die Platzteller und Kerzenleuchter sind aus reinem Sterling-Silber, die cremefarbene Tischwäsche kommt aus Frankreich, Besteck und Porzellan sind einzigartig

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Die Braut trägt Rucksack. An diesem Montagmorgen im März ist sie noch nicht zu unterscheiden von den Touristen, die sich vor der imposanten Schlosskulisse tummeln. Eine Kulisse übrigens, die manche Leute auch zu ihrer ganz speziellen Kulisse machen wollen. Zumindest für einen einzigen Tag im Leben. Wäre heute zum Beispiel der 9. Juni, würde die groß gewachsene Frau nicht mehr ganz so gelassen vor dem Schönbrunner Schlosseingang in die Sonne blinzeln. Sie würde bereits – in großer Robe und am Arm ihres Vaters – auf dem Weg in die frisch renovierten Weißgoldzimmer sein, wo sich bereits 80 geladene Hochzeitsgäste zu Trauung und anschließendem Empfang eingefunden haben.

Noch ist Zeit bis zum Juni, aber nicht mehr viel. Deshalb schießen der zukünftigen Braut auch unzählige Fragen durch den Kopf: Wo werden sich die Gäste sammeln? Wer führt sie in die Weißgoldzimmer? Wo soll nachher der Cocktailempfang stattfinden? Wo werden wir essen? Welche Menüabfolge wird es geben? Und welchen Tischschmuck? Überhaupt: Welche Blumen zum Kleid? Wie kommen die Leute zum Schloss? Wo sollen sie parken? Wann verschicken wir die Einladungen? Wie sollen die aussehen? Welcher Dresscode steht da drauf? Und: Wie wird die Hochzeitstorte ausschauen? Kurz: Wie wird das alles werden?

Zwei Varianten

Michaela Honies lächelt. Die blonde Frau mit der angenehm distanzierten und gleichermaßen verbindlichen Art sieht genau so aus, als hätte sie auf die allermeisten dieser Fragen auch eine Antworten parat. Aber das ist schließlich ihr Job. Frau Honies ist Wedding-Planerin und mit ihrer Agentur "The Weddingplanner" sogar Marktführer in Wien. Mit einer Mappe unter dem Arm führt sie die kleine Gruppe, bestehend aus Braut, Bräutigam und Brauteltern in die Weißgoldzimmer, denn hier könnte im Juni ein Standesbeamter die Trauung vornehmen. Gekonnt öffnet Frau Honies die Flügeltüren nach draußen. Sonne durchflutet den Prunkraum und gibt den Blick frei auf die Gloriette. "Hier", sagt Honies und steigt nach draußen in den warmen Frühlingstag, "könnte man den Cocktailempfang geben. Oder eben auch in der Orangerie. Das wäre dann Ihre Entscheidung." Auch in der Orangerie könnte die standesamtliche Trauung stattfinden, dieser Platz ist gerade frisch genehmigt worden. Und natürlich muss jemand wie Michaela Honies immer in zwei Varianten nachdenken: drinnen oder draußen? "Denn das Wetter", sagt sie schmunzelnd, "ist das Einzige, bei dem wir Glück brauchen. Alles andere lässt sich organisieren!" Nachdem alles besprochen wurde, übergibt sie den Brautleuten ihre Unterlagen mit dem Konzept samt allen Varianten und Kostenvoranschlägen. "Sie melden sich bei mir!"

Besichtigungstermine gehören zum Alltag von Honies, aber noch öfter sitzt sie hinter ihrem Schreibtisch im Büro in der Mariahilfer Straße. Die Agenturchefin muss herzlich lachen, wenn sie an all die Klischees denkt, die über die Berufssparte Wedding-Planer, dank Hollywood und Doku-Soaps, in Umlauf sind. Weder bindet sie Brautsträuße selbst, noch bestimmt sie die Farbe des Brautkleids. Sie organisiert. Und für alle Details einer perfekten Hochzeit hat sie die perfekten Partner – für die Location, das Catering, den Blumenschmuck, die Hochzeitstorte, das Styling oder auch das Rahmenprogramm. Sie verkauft kleinere Basispakete für Hochzeiten im Riesenrad oder am Donauturm oder auch die fetten Festakte, die sich zum Beispiel dann über drei Tage ziehen können, mit großen Gesellschaften in einem der Wiener Prachtpalais, wie dem Schwarzenberg, Kinsky oder Coburg. Das alles kann sich in einem finanziellen Rahmen zwischen 20.000 und 200.000 Euro bewegen, je nachdem ob es nur 20 Hochzeitsgäste oder auch – seltener – 200 sind.

Arbeit im Detail

"Ich kann mir keine Fehler erlauben", sagt Honies trocken, "weil die Leute für Hochzeiten das eigene Geld ausgeben." Da muss dann wirklich alles stimmen. Sie hat viele Kunden aus dem Ausland, die sich Wien als romantische Kulisse für die große Traumhochzeit ausgesucht haben. Da steckt viel Geld dahinter, und die Kommunikation erfolgt erst einmal ausschließlich über E-Mail. Sie klickt sich durch die Dateien auf ihrem Computer und zeigt Fotos einer Hochzeit, von der sie dann sagt: "Das hat wirklich Spaß gemacht!" Er: Privatier. Sie: Brokerin in London. Die Fotos sehen aus wie aus einem Vogue-Shooting. 20 Prozent der Gäste dieser Hochzeitsgesellschaft waren im Hotel Imperial untergebracht, der Rest im Hotel Bristol. Und nur um ein Gefühl zu bekommen, wie sehr in der Organisation einer solchen Veranstaltung ins Detail gegangen werden muss: Bei den Gästen, die sich zum Beispiel ein solches Hotel nicht so leicht leisten konnten, wurde der Preis auf dem Schild an der Innentür des Hotelzimmers verändert – die Differenz wurde vom Brautpaar beglichen, ganz diskret. Auch so etwas organisiert Frau Honies. Begrüßt wurde die Hochzeitsgesellschaft am Freitag bei einer Schifffahrt, am Samstag gab es ein großes Rehearsal-Dinner, wie es in den USA üblich ist, und am Sonntag wurde in der Franziskaner Kirche geheiratet mit anschließendem Empfang im Palais Coburg.

"Wenn es um den ganz großen Luxus geht, sind die im Moment die Besten!", sagt Honies über das Coburg. Die Platzteller und Kerzenleuchter sind aus reinem Sterling-Silber, die cremefarbene Tischwäsche kommt aus Frankreich, Besteck und Porzellan sind einzigartig. Das Parkett ist so wertvoll, dass in den Prunkräumen im zweiten Stock des Hauses nur im Strauß-Konzertsaal getanzt werden darf.

Über 400 Hochzeiten

Für die nächste geplante Coburg-Hochzeit am 23. Juni werden die Räumlichkeiten mit 3000 Rosen geschmückt, in die Arrangements werden Kräuter eingearbeitet, damit die Blumen nicht nur prachtvoll aussehen, sondern auch den Raum parfümieren. Es gibt Probegestecke, und um den Farbton perfekt zu treffen, liegt auch bereits eine Stoffprobe des Brautkleides vor.

In den sechs Jahren, in denen es die Agentur jetzt gibt, hat Honies über 400 Hochzeiten organisiert. Michaela Honies sagt von sich selbst, sie sei kein romantischer Mensch, aber vielleicht ist das sogar die beste Voraussetzung für den Job. Das Paar aus Schönbrunn hat sich für die Orangerie entschieden, aber gedanklich ist Honies eigentlich schon wieder viel weiter, nämlich bei den Hochzeiten von September bis Dezember, die jetzt – via E-Mail-Verkehr – durchorganisiert werden. Die ehemalige Shell-Pressesprecherin lebt vor allem von ihrem souveränen Geschmack, den sie zu vermitteln versucht. In den kommenden Monaten der Hochzeitshochsaison werden sie und ihre Mitarbeiterinnen jedes Wochenende im Schnitt auf zwei bis drei Hochzeiten, nein, nicht tanzen, sondern die Fäden ziehen – und zwar im Hintergrund: Steht die Torte noch gerade? Ist die Jazzband schon da? Geht es der Braut gut? "Wenn jemand nur schief schaut, bin ich zur Stelle", sagt sie über ihre Auffassung von Serviceleistung vor Ort. Da versteht es sich von selbst, dass Kreislauftropfen und Taschentücher zu ihrer Grundausstattung gehören. (Mia Eidlhuber/Der Standard/rondo/13/04/2007)