Im ersten Augenblick fällt einem nichts ein, wie eine Landkarte durch Wikipedia-artige Beteiligung vieler User gewinnen könnten. Karteninformation ist präzise, seit vielen Jahrzehnten ist fast jedes Eck der Welt verlässlich vermessen und per Karte zugänglich.

Nutzen

Aber "Meine Karten" von Google, seit Donnerstag allgemein geöffnet, macht uns schlagartig klar, welchen Nutzen es haben kann, wenn man eine Landkarte mit persönlichen Einträgen versehen kann. Urlaubsrouten können so geplant werden, mit Links zu Informationen über Sehenswürdigkeiten, gutem Essen, feinen Hotels und Geschäften, die auch sonntags offen haben. Und nach der Reise kann man noch ein paar Bilder oder Videoclips dazustellen und den Freunden schicken, samt gesammelten Tipps für deren Vorhaben - oder sich per Onlinesuche diese Informationen gratis von abertausenden anderen Reisenden holen, die "ihre Karten" veröffentlichen.

"Vermantschkerung"

Googles neues, personalisiertes Angebot ist ein Beispiel für "Mash-ups" genannte Web-entwicklungen, die "Vermantschkerung" einer neuen "Datenschicht" mit darunterliegendem Kartenmaterial zu einem neuen Service - nur dass hier die zusätzlichen Daten zum Kartenmaterial nicht, beispielsweise, von einem Werbeunternehmen kommt, das Restaurantwerbung bei einer Kartensuche automatisch verlinkt, sondern von potenziell Millionen Benutzern, die individuelle Information zuarbeiten.

"Copy & Paste"

Die Funktionsweise ist einfach: Wer ein Google-Konto hat (kann unentgeltlich angelegt werden und gilt für alle Google-Dienste), markiert einen Ort, schreibt Information dazu oder kann Bilder von anderen Quellen, wie Flickr oder YouTube, hinzufügen. Programmierkenntnisse sind dafür nicht erforderlich, es reicht, eine Webadresse mit "Copy & Paste" übertragen zu können.

Auf den Karten sind dann quasi Stecknadeln (es gibt unterschiedliche Symbole für verschiedene Zwecke) sichtbar, und andere Besucher klicken auf den jeweiligen Ort, um die Zusatzinformation abzurufen (siehe Screenshot). Wahlweise können diese Informationen "privat" gehalten werden, oder sie sind allgemein zugänglich, dann werden sie im Rahmen einer Kartensuche bei Google gelistet.

Nicht alleine

Google ist nicht der einzige Anbieter für diese Art, persönliche Daten mit Karten zu verbinden: Microsofts "Live Search Maps" ermöglichen Annotationen, bei Yahoo kann man persönliche Reiserouten planen, bei Flickr Bilder mit Standorten verbinden. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 6. April 2007)