Es war A. die mich an das notorisch lebensunfähige Lokal mitten im Sechsten erinnerte. Weil sie da neulich vorbeigekommen sei. Zufällig. Und wenn der Hund nicht neugierig in den Torbogen reingeschnüffelt hätte, meinte A., wäre sie wohl einfach weiter gegangen. Schließlich gibt es ja noch andere leere Lokale in der Stadt. Aber als der Hund dann schnupperte habe sie geschaut. Und gesehen, dass nichts mehr da ist: Das Wirtshausschild über der Tür sei ebenso verschwunden wie die Tafeln neben dem Eingang. Und auch die Fenster, meinte A. zuerst, wären blind. Aber dann sah sie genauer hin – und meinte daheim dann lapidar, dass ich doch wieder mal beim „Orange Café“ vorbeischauen könnte.
Verlöschende Beislgeschichte
Also stand ich dann heute früh vor der Tür. Und war auf den ersten Blick nicht überrascht. Schließlich hatte ich doch über Jahre hinweg das stete Er- und Verlöschen jeder Beisltätigkeit an diesem Ort quasi als Anrainer mitverfolgen können. Die Namenswechsel ebenso wie die Neueröffnungen. Und die damit einhergehende Nicht-Veränderung von Inventar und Publikum. Ersteres war immer gleich unattraktiv, letzteres immer gleich inexistent. Aber wie ein Stehaufmanderl eröffnete das Lokal alle paar Monate nachdem irgendwer damit Schiffbruch erlitten hatte neu.
Zuletzt (nachzulesen in der Stadtgeschichte vom 27.9. 2006) dachte ich dann schon beinahe, dass der Ort, den zu betreten ich nie gewagt hatte, sich nun erfolgreich des auf ihm lastenden Fluches entledigt hätte: Unter dem Namen „Zur Kaminstub´n“ habe man tatsächlich das erste Jahr überstanden, war da auf einem Plakat in einem der Gassenfenster gestanden. Und man hatte deshalb für den 22. 9. zur Geburtstagssause geladen. Außerdem war die Homepage des Lokals angegeben. Ich war irgendwie traurig und doch zufrieden gewesen: Das „S´Kamin“ (mir u.a. auch als „La Luna“, „Böhm & Sum“ oder „Ali Baba“ bekannt) hatte es also geschafft – und würde fürderhin ohne meine begleitenden Totenreden in diesem Forum auskommen.
Konzeptlokal
Aber dann stand ich eben heute Morgen wieder hier. Und erkannte: Die „Kaminstub´n“ hat nun ihren Namen zum Konzept gemacht – und ist eine Brandruine. Irgendwann zwischen vorgestern und Ende September muss die Hütte ausgebrannt sein. Russgeschwärzt sind Wände, Decken und Mobiliar. Rausgerissen die Stellagen und Küchenmöbel hinter der Bar. Schilder und Tafeln fehlen. Aber der Kachelofen, sah ich durch die Scheibe, steht noch. Und die Bar auch.
Beinahe hätte ich in dem schwarzen Schluf die vier Männer im Lokal übersehen. Obwohl sie direkt vor mir standen. Einer winkte, ich solle doch reinkommen – und der Lehrbub kam dann beim Haustor raus, um mich beim Seiteneingang hereinzulotsen. Durch das, was einmal eine (eigentlich: keine) Küche gewesen war. Es roch nach altem Feuer.