Wien - Das Stoffwechselprodukt Homocystein hat als ziemlich "vergessener" Risikofaktor für Atherosklerose (Arterienverkalkung) und damit auch für Herzinfarkt und Schlaganfall in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung in der Forschung gewonnen. Dies bestätigten am Donnerstag WissenschafterInnen bei der Pressekonferenz "Homocystein - Verkannte Gefahr!" in Wien. Sowohl in der ÄrztInnenschaft als auch in der Bevölkerung müsse zukünftig massive Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiet geleistet werden, erklärte Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder vom Sozialmedizinischen Institut der Universität Wien. Nur vier Prozent der Bevölkerung kennen den Begriff Homocystein (Hcy). Dabei handelt es sich um eine schwefelhaltige Aminosäure, die während des Stoffwechsels entsteht. Im gesunden Organismus wird das Produkt schon nach kurzer Zeit wieder in ein den Stoffwechsel eingebunden und birgt in geringen Dosen keine Gefahren in sich. Spiegel erhöht sich während Menopause "Bis zu sieben Prozent der Österreicher (rund 560.000) weisen bereits einen erhöhten Homocystein-Spiegel auf", hieß es weiters. Zu erhöhtem Hcy-Wert führen u.a. Krankheiten wie Nierenschaden, Schilddrüsenunterfunktion und alle möglichen Krebsformen, sowie Nahrungsmangel der Vitamin-Kofaktoren Folsäure, Vitamin B12 und B6. Mit zunehmendem Alter, während und nach der Menopause erhöht sich der Spiegel automatisch. Männer sind im Allgemeinen häufiger betroffen. Die Wissenschafterin kritisch: "Trotzdem spielen Homocysteinämien und deren Behandlungin der ärztlichen Praxis noch eine untergeordnete Rolle." Neben Atherosklerose sorge ein erhöhter Serumspiegel von Hcy auch für die Zunahme des Schlaganfall-Risikos, das in Österreich die dritthäufigste Todesursache darstelle, bestätigte der Experte Oberarzt Dr. Wolfgang Lalouschek der Wiener Universitätsklinik für Neurologie. Dabei sei die Therapie eines erhöhten Homocysteinspiegels bestechend einfach, erklärten die ÄrztInnen einstimmig. Der dosierte Einsatz des Vitamins Folsäure, nötigenfalls auch der Vitamine B12 und B6, führt erwiesenermaßen zur Senkung des Spiegels, gleichzeitig auch zur Senkung von Risiko und Ausmaß von Gefäßerkrankungen. (APA)