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Ein Arbeiter befestigt NATO-Draht auf Segmenten des Sicherheitszaunes rund um den Tagungsort des G8-Gipfels in Heiligendamm

Foto: Jens Büttner dpa/lmv
Berlin - Der G-8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm an der Ostsee wirft seine Schatten immer deutlicher voraus. Veranstalter und Gegner arbeiten am Programm: Während sich der 13 Kilometer lange Sicherheitszaun um das Veranstaltungsgelände schließt, sind schon vielfältige Gegenaktionen geplant: Von Kunst-Events bis zu handfesten Störaktionen.

Dabei werden in einem Aufwaschen auch andere missliebige Projekte verschiedener Gruppen miteinbezogen: So wollen am 1. Juni Antimilitaristen gegen das Bombodrom-Gelände in der Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg protestieren. Zur gleichen Zeit sollen die noch nicht feststehenden Protestcamps rund um Heiligendamm eröffnet werden.

Für den nächsten Tag ist eine große Auftakt-Demonstration in Rostock geplant. Der 3. Juni soll dann ein Aktionstag für entwicklungspolitische Initiativen zu Fragen der Landwirtschaft werden. Am 4. Juni wollen flüchtlingspolitische und antirassistische Initiativen bei einem "migrationspolitischen Aktionstag" für globale Bewegungsfreiheit demonstrieren. Die heiße Phase beginnt am 5. Juni, wenn die G-8-Regierungschefs eintreffen: Da wollen G-8-Gegner den Militärflughafen Rostock-Lage blockieren. In Rostock startet an diesem Tag der Gegengipfel der sozialen Bewegungen. Für den 6. und 7. Juni sind Massenblockaden der Zufahrtswege nach Heiligendamm zu erwarten.

Grönemeyer in concert

Herbert Grönemeyer will am Abend des 7. Juni ein Konzert unter dem Titel "music and massages" geben. Für den 8. Juni ist eine Abschlussdemonstration vorgesehen. Auch der Evangelische Kirchentag in Köln zwischen 6. und 10. Juni wird heuer von globalisierungskritischen Themen geprägt sein.

Noch ist aber nichts richtig fix. Derzeit planen zwei Gesprächskreise aus lokalen und bundesweiten Gruppen, erzählt Gerhard Gad, Projektkoordinator des Verbands der entwicklungspolitischen Nicht-Regierungsorganisationen (Venro). Dieser Vereinigung gehören 103 größere Mitglieder wie Misereor oder die Caritas an, aber auch rund 1000 kleinere Organisationen. Noch sei es schwer, zueinander zu finden, gibt Gad zu, was die Koordination der Aktionen gegen den G-8-Gipfel betrifft. So werde nur distanzierte Zusammenarbeit mit der globalisierungskritischen Organisation ATTAC gepflegt, die nicht Venro-Mitglied ist: "Das sind dort die etwas radikaleren Positionen", sagt Gad. "Wir unterstützen gewalttätige Aktionen nicht."

"Art goes Heiligendamm"

Dementsprechend soll auch das Grönemeyer-Konzert dem friedlichen Protest dienen. Das Kunstprojekt "Art goes Heiligendamm" bezweckt Ähnliches. "Wer sich den G-8-Gipfel einlädt, lädt sich auch den Protest ein", heißt es auf der ATTAC-Homepage, wo die zuständigen Gebietskörperschaften zur Bereitstellung der Infrastruktur für die Demonstranten aufgefordert werden.

Bereits für Ende April ist in Bonn ein Treffen der G-8-Sherpas mit Vertretern der Zivilgesellschaft geplant: Dort wird Venro, gemeinsam mit anderen internationalen Organisationen Forderungen vorbringen. NGO-Vertreter Gad zeigt sich optimistisch, dass die G-8-Kritiker sich überhaupt Gehör verschaffen können: "Ich glaube, dass wir mit Entwicklungspolitik eine Aufmerksamkeit haben, die wir vorher nicht hatten." So werden momentan Filme über acht ausgewählte arme Länder, so genannte "P-8", gedreht, die voraussichtlich beim Grönemeyer-Konzert vorgeführt werden. Aber: "Die entwicklungspolitischen Themen sind derzeit völlig überrannt von Umweltthemen", gibt Venro-Projektkoordinator Gad zu. (APA)