Fotos aus der Serie des Anstoßes: Pauli trägt eine rote Perücke und Latex-Handschuhe

Foto: Jens Boldt /Park Avenue
Während sich die CSU-Spitze über die Latex-Fotos der Stoiber-Kritikerin empört und sogar Rufe nach einem Parteiausschluss laut werden, bereitet Rebellin Pauli schon ihren nächsten Coup vor.

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Park Avenue, das schicke Hochglanzmagazin, findet dieser Tage auch in der bayerischen Provinz viele Leserinnen und Leser. Gabriele Pauli, die CSU-Rebellin aus Fürth, als Vamp mit roter Perücke, im Minikleid mit Augenmaske, in Lack und Latex - die Aufreger-Story der Aprilausgabe will man(n) sich schließlich nicht entgehen lassen. Interessant sind nicht nur die Fotos. Man erfährt dabei auch, dass Pauli gänzlich unkompliziert ist: Weil sich bei dem Fotoshooting ihr Slip unter dem hautengen Kleid abzeichnete, zog ihn Pauli kurzerhand aus.

Zwar hat sich Pauli, die auch im CSU-Vorstand sitzt, mittlerweile halbherzig von der Fotostrecke distanziert. Doch das nützt ihr wenig. Viele in der CSU-Spitze sehen nun die einmalige Gelegenheit, der "Latex-Landrätin" heimzuzahlen, dass sie kurz vor Weihnachten begann, den Sturz von Edmund Stoiber als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident einzuleiten. Damals hatte Pauli öffentlich gemacht, dass sie von Stoibers Büroleiter bespitzelt worden war.

"Peinlich" findet Bayerns Innenminister Günther Beckstein die Fotos und erklärt, nie und nimmer werde in seinem Kabinett Platz für Pauli sein. Im Herbst folgt Beckstein ja Stoiber als Ministerpräsident nach und so gesehen war der ewige Kronprinz Beckstein Pauli bisher auch ein wenig zu Dank verpflichtet. Schärfer als Beckstein ist CSU-Generalsekretär Markus Söder, der noch heute daran knabbert, dass Pauli "seinen" Edmund zu Fall gebracht hat. Söder will, dass Pauli ihre Ämter ruhen lässt: "Das wäre das Beste für sie und für die CSU. Sie sollte sich jetzt besinnen und dann etwas anderes machen."

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber bringt sogar einen Parteiausschluss ins Spiel: "Irgendwann ist eine Grenze erreicht, wo man die Frage stellen muss, ob Frau Pauli noch in der CSU bleiben kann." Doch ein solches Verfahren ist in der CSU umstritten und gilt als chancenlos. Erstens, weil die Fotos eigentlich recht bieder sind. Zweitens ist der CSU schon bewusst, dass Pauli auch einige Anhänger in der Partei hat, denen gefällt, dass eine Frau gegen die Obrigkeit revoltiert.

Will Politik machen

Die Rebellin selbst denkt nicht daran, sich davonjagen zu lassen: "Ich werde weiterhin Politik machen, egal, ob ich nun schwarze Handschuhe trage oder nicht." Dem heute erscheinenden Stern sagte sie: "Leben wir im Mittelalter? Es ist doch alles aufgebauscht und Stoiber und all die anderen sollen sich beruhigen."

Auch politisch will Pauli keine Ruhe geben. Nach wie vor denkt sie daran, am Parteitag im Herbst als Vize-Chefin der CSU zu kandidieren. Doch weil die CSU-Spitze wegen der Fotos so erbost ist, lotet die 49-Jährige mittlerweile auch ihre Chancen als Frontfrau der "Freien Wähler" aus. Ihren nächsten Coup plant Pauli für den 23. April. Da wird sie ein Spottbuch über den rhetorisch nicht unbedingt brillanten Stoiber präsentieren. Dessen Titel: "Äh...dmund Stoibär".

(Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 5.4.2007)