Wien - Die Aufstockung des Budgets für die Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie haben Frauenministerin Doris Bures und Innenminister Günther Platter nach den Finanzierungsengpässen in den vergangenen Jahren bekannt gegeben. Je rund eine Million Euro - plus 60 Prozent - stellen die Ministerin und der Minister den bundesweiten Stellen demnach in diesem Jahr zusätzlich zur Verfügung, sagten sie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Nach 1,8 Millionen Euro von jedem Ministerium im Vorjahr stehen den Einrichtung nun insgesamt knapp sechs Millionen Euro zur Verfügung.

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Die Zahl der Gewaltmeldungen durch die Polizei ist laut Statistik in den vergangen Jahren enorm gestiegen. Zurückzuführen ist dies laut Bures und Platter auf die gesunkene Dunkelziffer in diesem Bereich. In den vergangenen sechs Jahren sei die Zahl der Betretungsverbote von rund 3.000 Fällen auf über 7.000 Meldungen im vergangenen Jahr gestiegen, berichtete der Innenminister. Allein in Wien hat es im Vorjahr 4.189 Vorfälle, darunter Streitschlichtungen, Strafanzeigen und Wegweisungen, gegeben. 229 dieser Meldungen beziehen sich auf das seit 1. Juli 2006 gültige Stalking-Gesetz.

Sensibilisierung und Diskussion

Nach dem enormen Meldungsanstieg müsse nun auch das Hilfsangebot "nachziehen", erklärte Bures. Eine weitere Sensibilisierung von Personen wie Polizistinnen/Polizisten oder Richtern/Richterinnen, die mit Gewalt zu tun hätten, solle ausgebaut werden. Die Bundesregierung habe "null Toleranz" gegen Gewalt in der Familie. Wichtig sei daher auch die Diskussion über Maßnahmen wie "die gesunde Watsch'n".

"Gewalt in der Familie darf kein Tabuthema sein", betonte Platter. "Die Öffentlichkeit und die Gesellschaft haben eine Verpflichtung solche Dinge zu melden", denn Vorfälle dürften nicht in den eigenen vier Wänden bleiben. Betroffene hätten oft Schwierigkeiten sich zu outen, daher dürfe man "nicht wegschauen".

In manchen Bezirken keine Betreuung

Laut Schätzungen bleibe jede vierte bis fünfte Tat im Verborgenen, berichtete Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionsstelle, die jährlich rund 4.000 Opfer betreut. Wegen des starken Anstiegs der polizeilichen Meldungen konnten seit 2004 betroffene Frauen in acht Wiener Bezirken nach und nach nicht mehr betreut werden. Zuletzt wurde am Jahresanfang die Hilfe in vier Bezirken eingestellt. Von großer Bedeutung sei die gute Zusammenarbeit mit der Exekutive, erklärte Logar. Denn den Opfern fehle oft die Kraft, selbst an die Interventionsstelle heranzutreten. (APA)