So sieht einer von drei Werbespots für ZARA aus, den Jochen Graf im Rahmen seiner Diplomarbeit im Studiengang "Multimedia-Art" an der Fachhoschule Salzburg erstellt hat. Erfunden? Mitnichten: "Alle Geschichten beruhen auf wahren Begebenheiten, die für die Spots nur ein bisschen adaptiert wurden", erzählt Graf im Gespräch mit derStandard.at.
Betreten wegschauen
"Tu des Tiachl owe, des schaut g´schissn aus!" Eine junge Frau mit Kopftuch sitzt in einem öffentlichen Autobus und wird von zwei Männern mit Bierdose in der Hand belästigt. Die Szene ist im ganzen Bus laut und deutlich zu hören, doch die Menschen blicken betreten weg, tun so, als ginge sie das alles nichts an.
Nur eine junge Frau sieht hin - und verzieht auf einmal das Gesicht, zittert am ganzen Körper, es sieht so aus, als hätte sie einen Anfall. Und siehe da, auf einmal ändert sich die Lage: die Mitfahrenden schauen hin, ja, sie stehen sogar auf und eilen ihr zu Hilfe. Auch die beiden Männer lassen von ihrem Opfer ab und steigen bei der nächsten Station aus. Daraufhin geht es der jungen Frau schlagartig besser und sie schüttelt ihre Helfer ab.
Lösung statt nur anprangern
"Es war mir wichtig, nicht nur auf das Phänomen Rassismus aufmerksam zu machen und mit erhobenem Zeigefinger zu sagen 'Das ist schlecht!', sondern ich wollte dem Zuseher oder der Zuseherin auch gleich eine Lösung anzubieten", betont der junge Filmemacher. Bis die Werbespots in ihrer jetzigen Form fertig waren, war es ein langer Weg, erzählt er. Bereits im Januar vor einem Jahr war Graf an ZARA herangetreten, den Verein hatte er in der Schule bei einem Seminar über Rassismus und Diskriminierungen kennengelernt.
ZARA habe ihn dann vor allem inhaltlich unterstützt. Bis die Themen für die Spots endgültig feststanden, seien sieben bis acht Monate vergangen, während denen er gemeinsam mit ZARA an der Konzeption gearbeitet, mehrere Vorschläge gemacht, diese wieder verworfen und eifrig diskutiert habe. "Es war für mich ein Prozess der Sensibilisierungsarbeit", gesteht er. Schließlich sei Rassismus ein heikles Thema und nicht leicht zu bearbeiten, zumal wenn man sich nicht tagtäglich damit befasse.
Ausgang oftmals unbekannt
"Man muss eine Situation erst einmal erkennen, denn sonst würde ich auch nicht auf die Idee kommen einzugreifen", schildert Graf seine Überlegungen zu dem Thema. Dazu komme ein psychologisches Element: "Das Problem ist, dass man den Ausgang nicht kennt." Schließlich habe man von zivilcouragiertem Handeln nicht unbedingt etwas: "Man ist danach nicht der Held."
Natürlich sei es auch nicht immer leicht einzugreifen. Bei der Situation im Bus etwa sei die Frau in Wahrheit von viel mehr Männern belästigt worden, erzählt Graf. Aber sie ersetzte körperlicher Stärke durch Kreativität: "Einen Anfall vorzutäuschen war für sie die einzige Möglichkeit, eine Situation in dem Bus zu erzeugen, wo die Männer sich komisch fühlen und dann aussteigen", erklärt er.