Berlin - Der Dramatiker Rolf Hochhuth ("Der Stellvertreter") will den Regisseur und Intendanten des Berliner Ensembles, Claus Peymann, wegen "krimineller Äußerungen" und Rufschädigung auf Schadenersatz verklagen. Er habe damit seinen Anwalt Otto Schily beauftragt, sagte Hochhuth am Mittwoch der dpa. Der 75-jährige Dramatiker bezieht sich auf eine Äußerung Peymanns in einem Zeitungsinterview ("B.Z."), wonach ihm Hochhuth "enorme Gagen angeboten" habe, damit er dessen Stücke spiele.

"Nie! Mit keiner Silbe, weder mündlich noch schriftlich" habe er dies getan, betont Hochhuth. Peymanns Behauptung sei "kriminell", sagte der Dramatiker. "Wie könnte auch ein Autor dem Einkommen- Millionär Peymann eine Gage anbieten?" Auch Peymanns Satz "Hochhuth möchte nämlich gespielt werden" sei "sehr komisch", meinte der Dramatiker, als würde er schreiben "Peymann will nämlich inszenieren - als sei es nicht legitim, dass Berufstätige ihren Job ausüben wollen".

Hochhuth hatte kürzlich in einem Offenen Brief an die Vorsitzende des Kulturausschusses im Berliner Abgeordnetenhauses, Alice Ströver (Grüne), gefordert, der 69-jährige Peymann solle aus Altersgründen als Intendant des Berliner Ensembles abgelöst werden. Er schlug dafür ein Leitungstrio mit Christoph Schlingensief, Katharina Thalbach und Amina Gusner, die gerade erfolgreich Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" mit Katja Riemann am Kurfürstendamm inszeniert hat, vor.

Peymann wiederum hatte darauf verwiesen, er und das BE, an dessen Immobilie Hochhuth über die Ilse-Holzapfel-Stiftung auch als Eigentümer beteiligt ist, seien "seine einzigen Freunde", weil er Hochhuths "Stellvertreter" seit Jahren "freiwillig" spiele. Hochhuth wirft dem BE-Direktor vor, von Handke abgesehen "nicht ein einziges Mal in allen seinen Jahren am BE persönlich die Uraufführung eines Autors inszeniert" zu haben.

Peymann konterte in der "B.Z." vom Donnerstag: "Würden Sie doch Ihre Wut und Erregung und die Dramatik Ihrer Attacken, die Sie ständig gegen den altmodischen Peymann richten, endlich wieder einmal in eines Ihrer Theaterstücke stecken!" Vielleicht würde er dann sogar wieder einmal einen neuen Hochhuth herausbringen können, sagte Peymann. Er drohe Hochhuth mit einer zivilrechtlichen Klage, wenn dieser weiterhin an bestimmten Aussagen festhalte. Aufrichtig freue sich Peymann auf Hochhuths Anwalt Schily, den er als seinen eigenen Anwalt "in bester Erinnerung" habe. (APA/dpa)