Foto: Bettina Frenzel
Werner Schwabs letztes Stück, 1993 kurz vor seinem Tod als Auftragswerk für das Schauspiel Frankfurt verfasst, widmet sich, so wie sein gesamtes Schaffen, den Verdrängungsmechanismen kleinbürgerlicher Individuen sowie staatlichen und kirchlichen Tabuthemen.

Mariedl, eine junge Frau, ist den Demütigungen und Angriffen von Familie, Kirche und Staat ausgesetzt. Vater, Mutter, Bruder, Arzt, Polizist, Pfarrer – sie alle arbeiten ihre Alltagsfrustrationen und Machtphantasien an ihr ab. Auf geheimnisvolle Weise lässt Mariedl alles an sich abgleiten und schöpft Energie daraus. Eine fast unheimliche Energie, die sich aus Sarkasmus, archaischem Rachepotential und der Ahnung speist, dass sie – im Gegensatz zu anderen Schwab-Figuren – über das Opfer-Täter-Klischee hinaus einen Weg findet, aus der Welt der Ohnmacht auszubrechen.

Schwab, dessen drastische Sprachgewalt die Figuren in menschlichen Abgründen wühlen lässt, provoziert und schockiert unvermindert. Überraschend neu im Schwabschen Kosmos ist dabei, dass der Hauptfigur "Mariedl" eine eigene Perspektive gegeben ist, sich von ihrer Umwelt zu befreien. derStandard.at/Kultur verlost 5x2 Karten für "Antiklimax" von Werner Schwab am Freitag, 13.04.2007 um 20.30 Uhr im KosmosTheater Zum Gewinnspiel>>>