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In einer an der Windschutzscheibe befestigten Notiz forderten die Kidnapper bessere Wohn- und Bildungsmöglichkeiten für die Kinder

Foto: AP Photo/Bullit Marquez
Philippinischer Kindergärtner hielt Kinder in Gewalt, um sich Gehör zu verschaffen Manila - Unblutig ist am Mittwoch in der philippinischen Hauptstadt Manila eine Aufsehen erregende Geiselnahme zu Ende gegangen. Die von zwei Tätern in einem Bus festgehaltenen 29 Schulkinder und vier Lehrer haben den Bus nach zehn Stunden verlassen. Das haben Live-Fernsehbilder gezeigt. Die Polizei entwaffnete die Geiselnehmer und führte sie ab. Protest gegen schlechte Bildungschancen

Aus Protest gegen schlechte Bildungschancen, Armut und Korruption hatte ein Kindergartenbesitzer sowie ein Komplize seine eigenen Schützlinge sowie die Lehrer in dem Bus entführt. Armando "Jun" Ducat hatte bis zum Abend warten wollen, damit die Bürger mit Kerzen ihre Unterstützung für sein Anliegen bekunden. Dieses Ziel hat er erreicht, umstehende Bürger hielten Kerzen in der Hand.

Ducat verlangte von der Regierung, dass 145 der von ihm betreuten Kinder eine Hochschulausbildung bekommen. Zudem solle die Regierung ihren Eltern bessere Unterkünfte zur Verfügung stellen. "Ich verstehe, dass er das für die Kinder getan hat", sagte die Großmutter eines Buben, der vom Geiselnehmer nach drei Stunden wegen Fiebers freigelassen worden war. "Ich habe Angst um die Kinder, aber ich denke, dass Jun dies tut, damit die Behörden ihm zuhören", sagte die Großmutter noch vor Ende des Dramas.

Öffentlichkeit erreicht

Die Polizei hatte den Bus vor dem Rathaus von Manila umstellt. Ein Senatsabgeordneter, der Ducat kennt, war zu Verhandlungen in das Fahrzeug gelassen worden. Auch konnten Radiojournalisten mit Ducat und den Geiseln sprechen, wodurch seine Aktion die gewünschte Öffentlichkeit bekam.

"Die Regierung und die Politiker müssen die Lage der Armen spüren, sodass sie nicht nur Versprechungen machen, Versprechungen, die ich gehört habe, die aber nie erfüllt wurden", klagte Ducat.

Die Philippinen sind ein Land im Aufbruch. Trotz des anhaltenden Wirtschaftswachstums gibt es in dem südostasiatischen Inselstaat mit seinen 90 Millionen Einwohnern gravierende Probleme; die meisten davon mit Terroristen, die das Land seit Jahren mit Anschlägen verunsichern.

Die Misere betrifft auch das Bildungswesen. Lehrer werden schlecht bezahlt, Schulbücher und andere Lehrmittel sind Mangelware. Auch die Hochschulen klagen über knappe Budgets. Selbst Familien der Mittelschicht können ihren Kindern nur unter großen Anstrengungen ein Studium bezahlen. (dpa, DER STANDARD Printausgabe 29.3.2007)