Einen "Politiker auf Wahltour", nannte Knut Consemüller, Vorsitzender des Forschungsrats, offensichtlich "entsetzt", sein Gegenüber, den Wirtschaftsforscher Andreas Schibany von Joanneum Research. Grund? Schibany wiederholte im Rahmen der Club-Research-Diskussion "Hightech: Gelobtes Land oder Allgemeinplatz. Welche Technologiestrategie für Österreich?" vergangene Woche seinen Vorschlag, die steuerliche Forschungsförderung, die derzeit bei mehr als 400 Millionen Euro liegt, zu reformieren - nach einer umfassenden Evaluierung. Ziel könnte eine Deckelung und letztlich eine Umverteilung mehr in Richtung Klein- und Mittelbetriebe sein.

Consemüller fürchtet um Vorteile, die der Standort Österreich angesichts dieses Förderinstruments habe. Er sprach vom "Anknabbern" der Förderung - ausländische Unternehmen hätten ihn angerufen und gefragt, ob man in Österreich "wahnsinnig" geworden sei. Schibany meinte, das seien nicht die einzigen Vorteile des Standorts, außerdem habe er nie eine Abschaffung der steuerlichen Förderung gefordert.

Ausgangspunkt der Diskussion war wieder einmal das Weißbuch des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), in dem von einem notwendigen Strukturwandel durch mehr Konzentration auf Hightech die Rede ist. Hannes Leo vom Wifo meinte im Club Research, Länder mit mehr Wachstum im Hightech-Bereich würden schneller wachsen, Österreichs Entwicklung sei in diesem Sektor zuletzt eher "mager" gewesen. Man müsse radikale Innovationen im Hightech forcieren.

Schibany konterte, dass auch Wachstum im Dienstleistungsbereich für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes Vorteile habe. Die Konzentration auf Hightech schließe viele innovative Betriebe, die eigentlich im Low- oder Mediumtech tätig sind, von der Förderung aus. Als Beispiel nannte er das Glasunternehmen Lisec, das mittels neuer Technologien bruchfestes Glas unter anderem für den ICE-Zug herstellt und zuletzt dafür den von der Förderbank Austria Wirtschaftsservice organisierten Staatspreis Innovation des Wirtschaftsministeriums erhielt.

Die Evaluierungen der steuerlichen Förderung seien aber auch Thema des von Consemüller gelobten Weißbuches, ergänze Schibany. Experte Leo bestätigte: "Man muss schauen, was es genau bringt." Leo meinte, die steuerliche Förderung spiegle selbstverständlich die Forschungsausgaben der in Österreich ansässigen Unternehmen wieder. Soll heißen: Wer mehr ausgibt, kann auch mehr steuerliche Förderung lukrieren. Eine zielorientierte Förderung in Richtung Klein- und Mittelbetriebe sei mithilfe dieses Instruments derzeit nicht möglich. (pi/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 3. 2007)