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Wien – "Wenn ich meinen Namen sage, werde ich zwar gefragt, woher ich komme, aber Nachteile dadurch hatte ich noch nie", erzählt Manuel Keserovic (15). Sein bosnischer Vater half ihm bei den Bewerbungen – jetzt ist Manuel in der engeren Auswahl für eine Stelle bei Lutz.

Diese Erfahrung teilen wenige. "Oft reicht der Familienname aus, damit jemand gar nicht erst eingeladen wird", beklagt Barbara Aleksanyan vom Verein Interface, der sich für die Bildung von Migranten engagiert.

Die aktuellsten Zahlen deuten darauf hin, dass ausländische Staatsbürger nicht leichtfüßig zu einer Lehre kommen. Von 125.961 Lehrlingen (Stand: 2006) waren laut WKÖ 6,7 Prozent Ausländer. Demgegenüber verzeichnete das AMS im Februar 2007 bei den 4940 Lehrstellensuchenden einen Ausländeranteil von 14,8 Prozent.

"Österreicher werden den Zuwanderern vorgezogen", sagt Aleksanyan. Das betreffe vor allem Migrantinnen, so Jutta Saf von der Mädchenberatungsstelle Sprungbrett. Hinzu kämen Vorbehalte gegenüber bestimmten Berufen, weiß Geschäftsführerin Margarete Bican. Es brauche Role-Models und die Möglichkeit, die Scheu vor der Technik abzulegen.

Mangelnde Sprachkenntnisse als Hindernis

Viel Zeit bleibt dafür allerdings nicht. Denn ginge es nach den Lehrern, hätte man "schon längst" seine Bewerbung abschicken sollen, erklärt die Kroatin Marijana Pusec (15). Sie lacht: "Das haben die wenigsten gemacht." Seit drei Jahren wohnt sie in Österreich – ihr Deutsch ist akzentfrei. Während andere die Suche nach einer Lehre für Herbst noch nicht einmal begonnen haben, hat sie ihre Stelle zur Bürokauffrau nach 17 Bewerbungen gefunden. "Die meisten sind nicht so gut in Deutsch", begründet Hauptschüler Murat Öztürk (14) das lange Zögern. Wie andere hofft er, an einer weiterführenden Schule genommen zu werden. "Eine Lehre ist vielen zu mühsam. Für mich wäre sie auch der letzte Weg." Das Prestige der Lehre müsse steigen, bestätigt Bican.

Doch nicht in allen Sparten mangelt es an Interesse. 600 Bewerber habe es im Vorjahr gegeben, sagt Brigitte Schwarz von Anker. "Die Hälfte der Jugendlichen hat Migrationshintergrund – Tendenz steigend." Schwarz zeigt sich stolz, auf 33 Nationalitäten bei Anker verweisen zu können. Eine Entwicklung, die auch Bican begrüßt: "Migranten und Migrantinnen sind die Zukunft der Ausbildung." (Louise Beltzung, Tanja Traxler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.3.2007)