Die Wassermassen zerstörten 25 Häuser vollständig. Bei den Todesopfern handelte es sich um eine 70-jährige Frau, zwei kleine Kinder und einen Jugendlichen. "Das war unser Tsunami", sagte der Vorsitzende des Dorfrats, Siad Abu Farya. Rettungskräfte der regierenden Hamas-Organisation suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. Die meisten Bewohner flohen aus Umm Nasser in die nahe gelegene Stadt Beit Lahia. Aufgebrachte Menschen vertrieben Reporter und attackierten auch Regierungsvertreter. Leibwächter von Innenminister Hani Kawasmeh feuerten Warnschüsse in die Luft.
Auffangbecken immer voller
Ein Sprecher der Wasserbehörde erklärte, das Auffangbecken sei in den vergangenen Tagen immer voller geworden. Ein Damm sei jetzt gebrochen. Mehrere Abwasserprojekte, die von ausländischen Regierungen unterstützt wurden, seien mit Beginn der Sanktionen gegen die von der Hamas geführte Regierung eingestellt worden. Dies sei ein Grund für die schlechte Infrastruktur. Die israelische Armee bot ihre Hilfe bei der Beseitigung der Schäden an, eine Reaktion der Palästinenser darauf lag zunächst nicht vor.
Die prekäre Finanzsituation der Palästinenser wird sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF/IMF) und der Weltbank in diesem Jahr weiter verschlechtern. Die Weltbank hat die Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten für den Handel gefordert. Der Import und Export von Waren sei der Schlüssel, um den wirtschaftlichen Zusammenbruch der palästinensischen Gebiete aufzuhalten, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Weltbank. Die häufigen Schließungen durch Israel haben den Warenfluss stark reduziert und die Preise in die Höhe getrieben. Die EU hat Israel schon wiederholt aufgerufen, den Grenzübergang offen zu halten, um die wirtschaftliche Isolierung der palästinensischen Bevölkerung nicht weiter zu verschlimmern. Israel hat die Schließung damit begründet, dass die Grenze zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen häufig von Extremisten für Waffenschmuggel missbraucht werde.