"Kinder und Jugendliche sollten die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben wie Erwachsene, aber das ist nicht so", betont Monika Pinterits bei der Auftaktveranstaltung zur Ausstellungseröffnung "Berührpunkt" - einer Initiative der österreichischen Kinder- und Jugendanwaltschaft.
Bedrückende Zahlen
Die Jugendanwältin Pinterits zieht ihr Fazit aus den aktuellen Zahlen der Statistik Austria, dass "arme Kinder zu armen Erwachsenen" und "reiche Kinder zu reichen Erwachsenen" werden. Die Studie zeigt dies schwarz auf weiß: Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 19 Jahren machen über ein Viertel, also etwa 26 Prozent, aller armutsgefährdeten Personen in Österreich aus. 126.000 Buben und 147.000 Mädchen leben in einem Haushalt mit einem Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle.
"Hierzu ein Beispiel: Zu mir kam einmal eine Mutter in Beratung, die mir erzählt hat, dass sie froh sei, dass im Sommer der Eintritt in Schwimmbäder für die Kinder gratis ist. Sie selbst habe nämlich nicht einmal das Geld, um es ihrem Sohn für eine Wurstsemmel mitzugeben. Weiters erzählte sie mir, dass sich ihr Sohn schäme, wenn er ein mitgenommenes Brot vor seinen Freunden auspacken muss, weil die sich eine Wurstsemmel gekauft haben", gibt Anton Schmid, Kinder- und Jugendanwalt, ein alltagsgetreues Beispiel wieder.
Geschichten wie diese werden bei der Ausstellung "Berührpunkt - Jugend ohne Netz" in einem Container vor dem Burgtheater erzählt. Die Besucher können sich, wie im richtigen Leben, zwischen zwei verschiedenen Wegen entscheiden. Entscheiden sie sich für die Lehre oder das Leben zu Hause? Nehmen sie die Familie oder die Freunde?
"Ich selbst habe auch Erfahrung mit Armut. Ich habe als Kind keine Schuhe im Winter gehabt", spricht Gustav Poschalko, Vorstandsdirektor der Rail Cargo Austria, offen über seine Vergangenheit. Es sei jedoch schwierig, die Armut in Österreich genau festzumachen, "da Armut sich versteckt. Niemand redet offen darüber, weil es eine Herabsetzung des Selbstvertrauens ist", erklärt Schmid.
Auch die Gattin des Bundespräsidenten, Margit Fischer, sieht die "Ausgrenzungen und die Chancenlosigkeit. Wenn ich mich in solche Jugendliche hineindenke, haben sie keine Variante für eine gute Zukunft". Was Simek Handan, eine junge Besucherin der Ausstellung, bestätigt. "Wenn es mir so gehen würde wie den armen Kindern, könnte ich nicht mehr leben. Ich habe selber auch Freunde, denen es so geht", erklärt sie.