Bild nicht mehr verfügbar.

Markus Rogan: "Ich bin im Semifinale Vierter geworden. Also bin ich Favorit für den vierten Platz."

Foto: Reuters/Rattay
Wien - Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei. Vor der WM in Melbourne hatte Österreichs Schwimm-Star Markus Rogan noch davon gesprochen, um das Finale über 100 m Rücken kämpfen zu müssen. Seit Montag ist er ein ernsthafter Kandidat auf eine Medaille. Im Vorlauf erzielte der 24-jährige Wiener in 54,34 Bestzeit, im Semifinale legte er mit einem neuen österreichischen Rekord von 53,98 Sekunden als Vierter noch einmal nach. Das Finale geht am Dienstag (12:07 Uhr MEZ) in Szene.

Vor Rogan lagen im Semifinale nur der US-Amerikaner Ryan Lochte, der in 53,51 einen neuen WM-Rekord markierte, der etwas schwächer eingeschätzte Brite Liam Tancock (53,71) und Topfavorit Aaron Peirsol, der in 53,92 sichtlich noch nicht alles aus sich herausholte. Doch auch Rogan weiß, dass er zulegen kann. "Ich weiß, dass ich noch viel schneller schwimmen kann", versicherte der zweifache Olympia-Zweite. "Ich muss es jetzt nur noch machen."

"Medaillenchance 30 Prozent"

Im Kampf um eine Medaille fürchtet Rogan vor allem den russischen Europameister Arkadij Wjatschanin (54,30), der ihn schon bei der EM im Vorjahr in Budapest abgehängt hatte. "Ich bin im Semifinale Vierter geworden. Also bin ich Favorit für den vierten Platz", erklärte der Österreicher. Seine Medaillenchancen bezifferte er mit 30 Prozent. Es wäre Rogans erstes WM-Edelmetall über 100 Meter auf der Langbahn, nachdem er seit der WM 2001 in Fukuoka jedes Mal ins Finale eingezogen ist.

Zuletzt hatte er sich verstärkt auf die 200 Meter konzentriert, die in Melbourne am Donnerstag und Freitag auf dem Programm stehen. Erst nach der WM will er entscheiden, welche Strecke er im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 fokussiert. In Peking will Rogan Peirsol schlagen, seine Karriere mit Olympia-Gold krönen. Derzeit glaubt er noch nicht, dass er im Stande ist, eine dafür notwendige Zeit um 53,5 zu schwimmen.

Rogan erzielte im Semifinale gleich zwei Rekorde in einem Rennen. Die 50-Meter-Durchgangszeit von 26,24 bedeutete ebenfalls eine OSV-Bestmarke. Die alte (26,26) hatte von der WM 2003 in Barcelona datiert, jene über 100 Meter (54,07) von Budapest. Zu den Bestleistungen hatte den Österreicher aber auch die Angst getrieben - die Angst, beim Start mehr als die erlaubten 15 Meter getaucht zu sein.

Grenzwertiges Tauchen

Schon im Vorlauf hatte sich Rogan mit seiner Tauchphase an der Grenze bewegt. Eine zu lange Phase unter Wasser hätte die Disqualifikation zur Folge gehabt. "Ich habe mir 84 Meter lang Sorgen gemacht", verriet Rogan nach dem Semifinale. "Ich war unsicher. Ich wollte nicht so lange tauchen, aber in der Emotion hat der Kopf ausgeschaltet", erklärte der Vizeweltmeister über 200 Meter. "Eigentlich wollte ich locker und gemütlich schwimmen, aber das war dann nicht mehr möglich."

Titelverteidiger Peirsol dagegen tat genau das. Dennoch spürt auch der Weltrekordler und Olympiasieger die Dichte, die rund um ihn herrscht. "Es wird wahrscheinlich härter als je zuvor, meinen Titel zu verteidigen", meinte der 23-Jährige. "Man muss sicherlich auch auf Markus aufpassen." Rogan hat sein Training im Jänner von der Südstadt nach Rom verlegt. Die Silbermedaille seiner italienischen Trainingskollegen in der Kraul-Staffel hatte dem Österreicher bereits am Vorabend zusätzliches Selbstvertrauen gegeben. (APA)

Ergebnis Halbfinale 100 m Rücken: 1. Ryan Lochte (USA) 53,51 Sek. (WM-Rekord) - 2. Liam Tancock (GBR) 53,71 - 3. Aaron Peirsol (USA) 53,92 - 4. Markus Rogan 53,98 (ÖR) - 5. Arkadij Wjatschanin (RUS) 54,30 - 6. Gerhard Zandberg (RSA) 54,54 - 7. Tomomi Morita (JPN) 54,77 - 8. Matt Welsh (AUS) 54,92.