Wien - Der Ausflug, zu dem Verteidigungsminister Norbert Darabos am 25. Jänner Reporter der Tageszeitung Österreich geladen hat, befasst nun seit zwei Monaten die zuständigen Behörden. Denn es ging nicht irgendwohin, sondern in die streng geheime "Einsatzzentrale Basisraum" (EZ/B) - eine Bunkeranlage, deren Besucher unterschreiben müssen, weder über ihre Lage noch über Details des in einer Kaverne im Tennengebirge eingerichteten Baus zu plaudern oder zu schreiben. Seit Kurzem gilt sogar ein Verbot, Handys mitzunehmen, da diese heute durchwegs mit Kameras ausgestattet sind.

Der Bunker wird nicht deshalb besonders gehütet, weil er in einem Kriegsfall den Bundespräsidenten und Regierungsmitglieder atombombensicher aufnehmen könnte (was zu Spekulationen über angeblichen Luxus in den tatsächlich spartanisch ausgestatteten Räumen geführt hat). Die geheimsten Dinge haben vielmehr mit der Einsatzführung der Luftraumüberwachung und mit der EDV-Anlage zu tun; diese gilt als so gut geschützt, dass sie für eine terrorsichere Aufbewahrung der gesamten Schengen-Daten infrage kommt.

Beim Besuch am 25. Jänner aber wurden Teile der geheimen Einrichtungen fotografiert - entgegen den Bestimmungen des Sperrgebietsgesetzes 2002, deren Kenntnis die Gäste unterschreiben mussten. Und gegen den Protest des zuständigen Sicherheitsoffiziers, Oberst Willi G. Gegen ihn wurde intern (dem Vernehmen nach durch das Abwehramt) ermittelt, weil er die Aufnahmen nicht verhindert hat. Tatsächlich hat Oberst G. darauf bestanden, dass keine Kameras in den Berg mitgenommen werden - er konnte den Besuchern die Kamera erst während des Besuches abnehmen und nur einen Teil der 95 Fotos löschen.

Das BZÖ hat auf diese Vorkommnisse empört reagiert und Darabos mit einer (bisher noch unbeantworteten) Anfrage konfrontiert: "Waren die gemachten Bilder - insbesondere die des Eingangsbereiches in die EZ/B, auf denen ja auch eine 'Fotografieren verboten'- Tafel zu sehen ist - von militärischem Interesse? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, warum durften sie dann veröffentlicht werden?"

Für Verwunderung sorgt, dass die beiden höchsten Bundesheeroffiziere, General Roland Ertl und Generalleutnant Günter Höfler, den Sicherheitsoffizier bei seinem Auftrag, Fotos zu verhindern, nicht unterstützt haben, sondern bloß zusahen. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 26.3.2007)