Wien - Der 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ist am Sonntag in Wien mit Musik, Ausstellungen und einer "Europa-Rallye" durch die Botschaften der EU-Länder gefeiert worden. Das Außenministerium - das seit dem 1. März offiziell "Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten" heißt, konnte anlässlich des Jubiläums im Rahmen eines Tags der offenen Tür ebenso besucht werden wie das Bundeskanzleramt und die EU-Vertretungen in Österreich.

Historische Räume

Im neuen Gebäude des Außenministeriums konnten Interessierte die historischen Räume besichtigen und zwei Ausstellungen besuchen: "Ein Weg durch Europa" beschreibt die 50-jährige Geschichte der EU, die Erweiterungen und die "gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen" der Union. Unter dem Titel "Europa vor 50 Jahren" werden Arbeiten des österreichischen Fotografen Erich Lessing gezeigt, die den europäischen Alltag der späten 50er und frühen 60er Jahre darstellen und auch Vordenker und Gründerväter der EU zeigen, wie den französischen Politiker Jean Monnet, den ehemaligen französischen Außenminister Robert Schuman, den früheren deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer oder den früheren belgischen Außenminister Paul-Henri Spaak.

Zudem können sich Besucher Kurzfilme und einen Dokumentarfilm zum Jubiläum ansehen, sowie über das neue Logo des Ministeriums abstimmen; auch Außenministerin Plassnik ist anwesend.

Europamuffel

Im Vorfeld der Feierlichkeiten hatte Plassnik sich im Gespräch mit mehreren Tageszeitungen gegen die Einschätzung einer "EU-Krise" gewehrt: "Ich teile den Ansatz nicht, dass Europa in einer Krise steckt. Das sagt sich so leicht dahin, zeigt aber, dass uns zu vieles zur Selbstverständlichkeit geworden ist", sagte sie mit Verweis auf die Überwindung des Eisernen Vorhangs sowie auf den Euro- und Schengen-Raum. Sie wandte sich auch dagegen, die Österreicher "pauschal als Europamuffel zu diskreditieren".

Im Bundeskanzleramt zeigt eine Ausstellung unter dem Titel "Verträge für ein gemeinsames Europa" Schlüsselereignisse der europäischen Einigung vom Westfälischen Frieden 1648 bis hin zum österreichischen EU-Beitritt 1995. Anlaufstationen der so genannten "Europa-Rallye" waren neben dem Außenministerium und dem Bundeskanzleramt die Wiener Botschaften der EU-Staaten und die Vertretungen der EU-Kommission und des Europäischen Parlaments in Österreich. Bei jeder Vertretung bekommt der Besucher einen Stempel in einen EU-Rallye-Pass, der bei den Botschaften und im Bundeskanzleramt abgeholt werden kann. Nach Abschluss der Veranstaltung findet unter allen Teilnehmern, die mindestens zehn Vertretungen besucht haben, eine Verlosung statt.

"Europa-Bim"

Auf dem Minoritenplatz vor dem Außenministerium spielt am Nachmittag die Wiener Tschuschenkapelle auf. Zuvor treten unter dem Motto "Jugend rockt für Europa" ab 11.00 Uhr Jugendliche aus Wiener Berufsschulen auf. Die so genannte "Europa-Bim" wurde bereits am Freitag von EU-Vertretern eingeweiht. Dabei handelt es sich um eine Garnitur der Straßenbahnlinie D, die für mehrere Monate mit dem Logo "Gemeinsam - seit 1957" - dem Motto der Feierlichkeiten rund um den Jahrestag - geschmückt wurde. Darüber hinaus sollen die Straßenbahnen in Wien zwei Wochen rund um den 25. März sowie rund um den Europatag am 9. Mai (Jahrestag der Erklärung des französischen Außenministers Robert Schuman zur Gründung einer Montanunion mit Deutschland im Jahr 1950) mit EU-Fähnchen geschmückt werden.

Die EU-Staats- und Regierungschefs begingen den 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge in der Hauptstadt des derzeitigen EU-Vorsitzlandes Deutschland, Berlin. In einer "Berliner Erklärung" wollten sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) und seine 26 Amtskollegen auf eine Reform der EU-Verträge bis 2009 verpflichten, nachdem die geplante EU-Verfassung in zwei Volksabstimmungen 2005 abgelehnt worden war. Rom feierte ebenfalls mit zahlreichen Events den 50. Jahrestag der Römischen Verträge. (APA)