"Schmeck's" ist keine professionelle Lokalkritik. Harald Fidler und Freunde schildern hier ihre Erlebnisse beim Essen und Trinken. Als Dilettanten im Wortsinn: Laien, Amateure, Nichtfachleute, die eine Sache um ihrer selbst willen ausüben - also zum reinen Vergnügen. Was nicht immer gelingt.

Foto: Do&Co
Attila Dogudan hat es schwer mit mir. Nicht etwa, weil ich wie Niki Lauda (laut "trend"-Werbung) ständig das Geldbörsel vergesse und er seufzen muss: "Macht ja nichts, das nächste Mal halt". Aber Do & Co ist zentraler Angelpunkt des österreichischen Medienkonzentrats.

Als Großaktionär Raiffeisen zum Beispiel, also an Bord den Mehrheitseigentümer des "Kurier" und damit mittelbaren Gesellschafter der Mediaprint ("Krone"!) sowie der auch nicht gerade kleinen Verlagsgruppe News. Stammwirt und Dauerspezi von Wolfgang Fellner, wenn der nicht wie gerade so lange arbeiten muss. Gastronomischer Lieblingsversorger auch von ORF-Infodirektor Elmar Oberhauser (was der zuletzt bestritten haben soll, also sagen wir sicherheitshalber mutmaßlicher Lieblingsversorger). Hier haben der Vorarlbärger und sein ORF-General im vergangenen Sommer mit einer blau-orangen Partie bis in die späte Nacht den Wahlsieg von Alexander Wrabetz gefeiert. Der war schon eine Erleichterung für die Anstalt, keine Frage. Aber Marktbeherrscher bleibt sie ja. Also nicht die einfachsten Startbedingungen für mich.

Aquarium mit Steffelblick

Trotzdem geht natürlich die Berichtspflicht vor, wenn binnen weniger Tage zwei Medienunternehmen zu Do & Co laden, ganz oben in den Glaskobel mit dem etwas zu mächtig verstrebten Dach, aber natürlich mit großem Ausblick auf Stephansdom & Co. Hier hat Wrabetz im Sommer 06 bei kleinen Häppchen die große Überraschung kundgetan, dass er sich doch im letzten Moment entschlossen hat, für den ORF-General zu kandidieren. Einen Stock drunter wohl werden Oberhauser, Peter Pelinka und Gabi Waldner "Offen gesagt" moderieren, wie immer es dann heißt. Ganz oben ist, offen gesagt, zuwenig Platz, schätze ich.

Wenn einem die Medienunternehmen dann zur Präsentation auch noch ein kleines Dinner anbieten, sagt man auch nicht nein. Keineswegs zur Erleichterung der Berichterstattung im Hauptberuf des Medienjournalisten natürlich, aber wenn man schon da ist, kann man ja gleich was fürs fressbloggende Hobby tun.

Scharfe Sache

Und, wie war's? Das weiße Tomatenschaumsüppchen mit glacierten Jakobsmuscheln ist bei medialen Gastgebern offenbar sehr beliebt, kommt beim zweiten Mal schon bekannt vor. Nett. Davor bei Besuch Nr. 2 ein Tataki vom Atlantik Thunfisch (ja, auch auf Speisekarten grassiert die englische, keineswegs aber deutsche Variante ohne Bindestrich), mit Ingwerdressing. Mir ja ein bisschen zu heftig gepfeffert, um die an den Enden zart angebratenen, sehr netten Tunaröllchen noch richtig zu genießen, aber die werten Kollegen nehmen das nicht so krumm. Und ich bin eigentlich auch ganz zufrieden.

Hauptgang Uruguay Rind (ohne Bindestriche, Sie kennen mein Hobby inzwischen) in Sesamkruste samt black bean sauce, grünem Spargel und Wasabi-Kartoffel-Terrine (nanu, Bindestriche!). Das Rind nicht bleu, wie erbeten, aber schon sehr, sehr fein, muss ich zugeben, die Kruste wär da gar nicht nötig gewesen. Aber, mit ein bisschen klimaschützendem Verlaub, warum müssen Rinder so weit reisen, wenn sie zum Beispiel um den Schneeberg so grandios gedeihen? Banause, hör ich jetzt wahrscheinlich.

Wosabi?

Das Rind erholt sich nun vom weiten Weg auf einem Bett aus Spargel, ok, die Erdäpfelbasis des Turms finde ich zu salzig. Meinem geschmacklich ungleich feineren Tischnachbarn (Reinhold Reiterer von der "Kleinen Zeitung") hätte es den etwas aufdringlichen Senfgeschmack nicht gebraucht. Einigen wir uns auf etwas zu deftig gewürzt und vielerlei Wahrnehmung von Wasabi.

Die gebackenen Apfelradl'n & Sorbets (von Blutorange, Zwetschke und Williamsbirne mit Rum Mascarpone Obers, aber ohne Bindestriche) habe ich wie gewohnt ausgelassen, Kollege Reiterer wirkte aber sehr zufrieden. Bis zum Kaffee.

Schlaf gut, Medienszene

Herr Reiterer und ich wollen das Gleiche, stelle ich fest: "Schwarz, kurz" wünscht er sich, ich nicke und unterstreiche mit vorgetäuschter Weltläufigkeit "Ristretto". Unvernünftig, zumal meine weitestgehende Kaffeeabstinenz mich bis ins Morgengrauen im Bett rotieren lässt, wenn ich tatsächlich einen bekomme. Aber wenn, dann geht nur schwarzkurz.

Etwas später schaut mein Sitznachbar fassungslos in seine Tasse und kann nur noch "Überschwemmung" melden. Wenn das Ristretto ist, dann offenbar aufgespritzt auf einen halbe Tasse.

Andererseits beruhigend, dass Herr Dogudan die österreichischen Mediengrößen nicht noch mit ordentlichem Kaffee rotieren lässt, murmle ich bald danach beim Entschlummern.