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In reichen Ländern ist der Umgang mit Wasser noch ein relativ lockerer, in Entwicklungsländern wie China macht vielen die Versorgung mit dem Nass große Mühe.

Foto: Reuters/Stringer
Vom Beginn des Weltwassertags bis zu seinem Ende sterben rund 5000 Kinder. Sie sterben an Durchfallerkrankungen. Jeden Tag sterben 5000 Kinder diesen Tod. Es ist ein vermeidbarer Tod, wie das UNO-Entwicklungsprogramm UNDP betont. Hätten die Mädchen und Buben Zugang zu sauberem Wasser und einer Toilette, könnten sie überleben.

Zum Weltwassertag berichten die UNDP-Fachleute nicht nur über die düstere Lage von Millionen Kindern: "Die schärfer werdende Konkurrenz um Wasser ist heute eine der größten Bedrohungen für eine nachhaltige menschliche Entwicklung überhaupt", warnen sie. Rund 1,1 Milliarden Menschen haben heute keinen Zugang zu sauberem Wasser, Ernten sind wegen Wassermangels bedroht, die Wirtschaftsleistung vieler Staaten schrumpft.

Und diese Entwicklung wird sich noch zuspitzen. Angaben des "Wasser- und Sanitär-Rates" (WSSCC) in Genf zufolge werden im Jahr 2025 rund 60 Prozent aller Menschen unter "Wasserstress" leiden. Für Milliarden Männer, Frauen und Kinder wird es ein täglicher Kampf sein, sauberes Nass zu finden.

Das rasante Bevölkerungswachstum ist schon heute ein Hauptgrund für den Wasserstress.

Sorgloser Umgang

Auch der hemmungslose Verbrauch durch die Menschen führt zum Wassermangel - vor allem durch die reicher werdenden Menschen. Ein Beispiel: "Mit zunehmendem Wohlstand haben die Menschen tendenziell andere Ernährungsgewohnheiten, die Fleisch- oder Zuckerproduktion ist sehr viel wasserintensiver als der Anbau von Weizen oder Reis", schreiben die UNDP-Experten. Die Landwirtschaft verbraucht gemäß den Angaben der UNO-Landwirtschaftsorganisation FAO mehr als 70 Prozent des weltweiten Wassers. Oft gehen Bauern zu sorglos mit dem Gut um.

Auch die massive Umweltverschmutzung trägt zum Wasserstress bei. Speziell in urbanen Zentren Afrikas und Asiens finden die Bewohner kaum noch klares Wasser, die Flüsse verwandeln sich in Kloaken. Die Naturschutzorganisation WWF setzte zum Beispiel Chinas mächtigen Yangtse auf eine rote Liste der weltweit am meisten gefährdeten Ströme.

Als vielleicht größter Beschleuniger der Wasserkrise kommt der Klimawandel hinzu. "Der Klimawandel droht die Unsicherheit der Wasserversorgung in noch nie da gewesenem Ausmaß zu verschärfen", warnt das UNDP. Und die Experten der FAO prognostizieren: "Die Länder, die jetzt schon unter Wassermangel leiden, werden am härtesten getroffen."

Immer öfter Dürre

Die steigenden Temperaturen werden Wasserreservoirs schrumpfen lassen, Dürreperioden werden immer häufiger die Menschen heimsuchen. "In machen Regionen wird eine geringere Wasserverfügbarkeit in Verbindung mit veränderten Niederschlagsmustern die Erträge bis 2050 um ein Viertel oder noch mehr verringern", sagen die UNDP-Experten voraus.

Der wirtschaftliche Schaden durch die Wassernot lässt sich nur abschätzen. Nach UNDP-Angaben fiel zum Beispiel Kenias Bruttoinlandsprodukt durch die Dürre zwischen 1998 und 2000 um mehr als 16 Prozent. Allerdings: "Der gesamte volkswirtschaftliche Schaden ist wahrscheinlich noch wesentlich größer, weil bei den Verlusten die Folgen von Unterernährung, niedrigen Investitionen in die Landwirtschaft und Investitionsverlusten bei der Industrie noch nicht mitgerechnet werden."

In China droht die Wassernot sogar den wirtschaftlichen Höhenflug zunichte zu machen. Bereits in drei Jahren würden dort 550 der 600 bevölkerungsreichsten Städte nicht mehr genügend Wasser haben, warnt der Experte Feng Zhaokui von der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Es sei zu befürchten, dass die Behörden das Wasser für den Alltagsgebrauch, in der Landwirtschaft und in der Industrie rationieren müssten. Das führe zwangsläufig zu Produktionsausfällen mit denkbar drastischen sozialen Folgen.

Um die globale Wasserkrise zu entschärfen, forderte das UNDP bereits im November des vorigen Jahrs auch von den reichen Staaten mehr Einsatzwillen. "Wir brauchen einen globalen Aktionsplan, an dem sich die G8-Staaten aktiv beteiligen müssen", hieß es in diesem Appell. Die Wasserversorgung gehöre "ganz oben auf die Entwicklungsagenda".

Bisher ist dieser Aufruf ohne Folgen geblieben. (Jan Dirk Herbermann aus Genf/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 3. 2007)