Rom - In Mailand tobt eine Diskussion über den Vorschlag der Stadtverwaltung, einen Friedhof für ungeborene Kinder zu errichten. In der Nähe des städtischen Friedhofes soll ein Gelände freigestellt werden, auf dem künftig vor der Geburt verstorbene Föten beerdigt oder deren Asche aufbewahrt werden kann. Es würde sich um den ersten Friedhof dieser Art in Italien handeln.

Über den Vorschlag der in Mailand regierenden Mitte-Rechts-Allianz wird in den nächsten Tagen abgestimmt. Die Region Lombardei hatte im Jänner beschlossen, dass künftig alle gestorbenen Föten beerdigt werden müssen. Auch nach einer Abtreibung nach weniger als fünf Monaten Schwangerschaft sollen sie begraben und nicht mehr vom Krankenhaus als "Sonderabfall" entsorgt werden.

Der Beschluss wurde auf Betreiben des katholischen Präsidenten der Region, Roberto Formigoni, gefällt. "Zum ersten Mal in Italien erhält ein Fötus den Respekt, den er verdient. Eltern haben das Recht, eine Beerdigung für ein nicht geborenes Kind zu organisieren", meinte Formigoni.

Gegen den Vorschlag eines "Friedhofes für nicht Geborene" wehren sich die Linksparteien im Mailänder Stadtrat. Die Beerdigung der Föten werde zu einer weiteren Kriminalisierung jener Frauen führen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.

"Der Vorschlag eines Friedhofes für Föten ist das Resultat einer ideologischen Kampagne, mit der man Frauen unter Druck setzen will, die sich für eine Abtreibung entschließen", sagte die Frauenärztin Alessandra Kustermann, die im Mailänder Krankenhauses Mangiagalli arbeitet. In diesem Spital finden jährlich 1.700 Schwangerschaftsabbrüche statt. (APA)