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Die transgene Mücke der Wissenschafter von der John Hopkins Universität bietet einen Ansatzpunkt, der Malaria-Epidemie Herr zu werden.

Foto: APA/derStandard.at
Washington – Bis zu drei Millionen Menschen weltweit – vor allem Kinder in Afrika – sterben jährlich an Malaria. Der Kampf gegen die Krankheit ist so verzweifelt, dass die Weltgesundheitsorganisation im Herbst 2006 beschloss, das umstrittene Insektizid DDT wieder vermehrt zur Vernichtung der Anopheles-Mücke einzusetzen, die als Hauptüberträgerin der Krankheit gilt.

Nun könnte es eine neue und wohl ähnlich umstrittene Möglichkeit geben, der Übertragung der Krankheit Herr zu werden: den Einsatz gentechnisch modifizierter Mücken nämlich, die Malaria-resistent sind. Wie sich nun nämlich zeigte, haben diese eine höhere Überlebens- und Fortpflanzungsrate als gewöhnlichen Moskitos und könnten diesen so den Garaus machen.

Bereits 2001 Jahren waren Wissenschafter auf die Idee gekommen, Anopheles-Mücken genetisch so zu manipulieren, dass die nicht mehr als Malaria-Überträger infrage kommen. Bereits 2002 gelang es den Forschern, den Moskitos ein Gen einzubauen, das den Entwicklungszyklus der so genannten Plasmodien – also dem Parasiten, das die Malaria auslöst – unterbricht.

Jetzt berichten Biochemiker rund um Marcelo Jacobs-Lorena im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) (online vorab), dass sich solche transgenen Moskitos – zumindest im Labor – besser vermehren als ihre gentechnisch unveränderten Verwandten in der freien Wildbahn.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Malaria-resistenten Insekten völlig gesund sind. Nun aber haben die Forscher von der renommierten Johns-Hopkins-Universität in den USA untersucht, wie sich die beiden Moskito-Gruppen vermehren, wenn sie in direkter Konkurrenz stehen.

Resistent und robust

Bei ihrer neuen Studie dienten Malaria-infizierte Mäuse, die mit Plasmodium berghei (einer Parasitenvariante, die nur bei Mäusen Malaria auslöst) den Blut saugenden Insekten als Nahrung. Die manipulierten Moskitos erwiesen sich als fruchtbarer und robuster. Nach neun Generationen waren die Malaria-resistenten Moskitos mit einem Anteil von 70 Prozent deutlich in der Überzahl.

Die Wissenschafter warnen jedoch vor allzu viel Euphorie. Denn zum einen waren die Insekten im Labor mit einer größeren Menge an Malariaerregern infiziert waren als in der Natur. Zum anderen müsse es noch darum gehen, mit den Erregern der menschlichen Malaria zu arbeiten, dem Plasmodium falciparum.

Noch stehe man also keineswegs vor einem Feldversuch, stellen die Forscher klar. Aber immerhin gibt es nun den ersten prinzipiellen Beweis, dass transgene Moskitos ohne Malaria-Erreger ihre infizierten Artgenossen verdrängen können. (Klaus Taschwer /DER STANDARD, Printausgabe, 21. März 2007)